Ein Pferd, eine Obdachlose und die Staatsgrenze

Ein Pferd, eine Obdachlose und die Staatsgrenze
Drei filmische Höhepunkte des Crossing-Europe-Festivals in Linz.

Es war das cineastische Ereignis des Crossing Europe Filmfestivals in Linz: Béla Tarrs „Das Turiner Pferd“. Ein in schwarz-weiß gehaltenes Endzeitdrama, das höchsten visuellen und formalen Ansprüchen gerecht wird.  Tarr zeigt die vermutlich letzten sechs Tage im Leben des Kutschers  Ohlsdorfer und dessen Tochter, die Ende des 19. Jahrhunderts in einer ärmlichen Hütte in der Puszta  der Apokalypse entgegensteuern.

Zweieinhalb Stunden wird den beiden zugesehen, wie sie – untermalt von Mihály Vígs grandioser Musik – nahezu wortlos einen Schicksalsschlag nach dem anderen über sich ergehen lassen müssen. Schließlich kein Wasser, keinen Schnaps, und auch kein Licht mehr haben. Nur noch Dunkelheit und Sturm, der immer heftiger zu blasen beginnt.

Beeindruckend – wegen seiner schonungslosen Genauigkeit – auch der französische Beitrag „Louise Wimmer“, in dem eine 50-Jährige nach einer Trennung obdachlos wird, aber versucht, ihren Stolz nicht zu verlieren.
Meinungsbildend die Kurt-Langbein-Doku „Grenzfälle“, in der Robert Menasse exemplarisch zeigt, wie sinnlos Staatsgrenzen sein können.  Sein Credo: „Sie sind kriminell und unnatürlich.“

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