Dunkle Wolken über dem Bier-Jubiläum
Bierbrauer sind ein lebenslustiges Volk, das ergibt sich naturgemäß aus ihrer Profession. Zurzeit ist Josef Niklas (50) allerdings eher besorgt als frohgemut. Der Braumeister der in Ried im Innkreis einzig verbliebenen Brauerei sieht angesichts eklatanter Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen schwere Zeiten auf die Branche zukommen.
Verglichen damit seien die beschwerlichen Corona-Jahre ein Klacks gewesen. Getreide habe er im Frühjahr bereits um 30 bis 40 Prozent teurer eingekauft, für Herbst rechnet er sogar mit 50 bis 60 Prozent plus. „Ich bin nicht sicher, ob wir das stemmen können“, sagt Niklas im Hinblick auf die Inflation. Schließlich müsse Bier leistbar bleiben. „Keine Ahnung, wo das Ganze hingeht, wenn die Konsumenten kein Geld mehr haben.“ Um wenigstens Energiesicherheit zu haben, rüstet die Rieder Genossenschaftsbrauerei (55 Mitarbeiter, Jahresausstoß 45.000 Hektoliter) soeben von Gas auf Öl um. Der bisherige Gaslieferant habe ihm ein neues Angebot vorgelegt und eine halbe Stunde Zeit zum Überlegen gegeben, erzählt Niklas: „Unannehmbar.“
Die Kleinen halten zusammen
Dabei gäbe es für die Biermacher in Oberösterreichs Westen soeben Grund zum Feiern: Vor zehn Jahren haben sich acht Privatbrauereien zur „Bierregion Innviertel“ zusammengetan, mittlerweile sind es deren zehn. Niklas spricht von einer Erfolgsgeschichte: „Wir zeigen, dass wir, groß oder klein, perfekte Biere mit Charakter machen.“ Früher sei es so gewesen, sagt Matthias Schnaitl (49), dass man mit den Kollegen am besten nichts zu tun hatte. Heute sitze man bei aller Konkurrenz zusammen, tausche und helfe sich gegebenenfalls auch aus.
Regionalität sticht
Die Brauerei Schnaitl in Gundertshausen (Bez. Braunau) zählt mit einem Jahresausstoß von 13.000 Hektolitern zu den Mittelgroßen. Die zentrale Botschaft des Zusammenschlusses sieht Schnaitl in der Betonung des Regionalen in Zeiten der Globalisierung: „Die Großen spielen mit regionalen Marken, weil sie gemerkt haben, dass das zieht. Wir haben ehrliche regionale Marken.“ Aber auch Schnaitl blickt besorgt in die Zukunft. „Schwer zu sagen, wie sich alles entwickeln wird.“ Umso mehr werde es weiterhin auf ein Miteinander ankommen, denn: „Der Große hat die Macht, den Preis zu drücken, die der Kleine nicht hat.“
Gegenseitige Hilfe
Alexander Schiemer (46) bringt mit dem „Woigartl-Bräu“ in Schalchen bei Mattighofen (Bez. Braunau) vergleichsweise bescheiden 140 Hektoliter Jahresausstoß in die Runde ein. „Das, was andere an einem Tag machen“, sagt er und lacht. Der Familienbetrieb braut ausschließlich für den Eigenbedarf. Gemeinsam mit Ehefrau Carmen hat Schiemer 2019 den im Jahr zuvor übernommenen Bauernhof im beschaulichen Oberharlochen um einen Gastronomiebetrieb ergänzt.
Als „Hobbybrauer mit Gewerbeschein“ sei er froh über die Tipps der Profis. Auch für deren Hilfsbereitschaft. Als er während der Pandemie auf Flaschenabfüllung auswich, stellten die Rieder anstandslos Flaschen zur Verfügung. „Wir haben mit wenigen Mitteln sehr viel erreicht“, ist Bierregion-Geschäftsführerin Andrea Eckerstorfer überzeugt. „Ein jeder schaut auf sich selbst, aber sie helfen zusammen.“ Trotz wenig rosiger Aussichten laufen laut Eckerstorfer die Vorbereitungen für den „Bier-März“, die Veranstaltungsreihe soll sogar ausgebaut werden.
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