"Druck und Unsicherheit steigen"

Christine Bauer-Jelinek arbeitet seit 30 Jahren als Coach
Im neuen Buch "Machtwort" rät Coach Bauer-Jelinek zum ehrlichen Kassasturz und zur Gelassenheit.

Sie ist Wirtschafts-Coach der Mächtigen, Psychotherapeutin und Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher. In ihrem eben erschienenen Buch "Machtwort" seziert Christine Bauer-Jelinek den aktuellen Gesellschaftszustand genauso wie Entwicklungen in der Politik. Und sie schreibt von einem Wut-und-Angst-Pegel, der permanent steigt. Im KURIER-Gespräch erklärt die Expertin, was sie damit meint und wie negative Gefühle in positive Energie umgewandelt werden können.

Dickere Haut zulegen

"Ich coache seit 30 Jahren und in dieser Zeitspanne hat sich sehr viel geändert. Es gibt mehr Druck, Stress und mehr Unsicherheit, ausgelöst vor allem durch das Spardiktat," sagt Bauer-Jelinek. Dieses gestiegene Gefühl der Unsicherheit sei alles andere als subjektiv, "nein, es ist tatsächlich so, dass es eine kontinuierliche Verschärfung der gesellschaftlichen und persönlichen Situationen gibt, vor allem was die Jobs betrifft." Denn heute könne sich – abgesehen vom Beamten oder vom Superreichen – niemand mehr sicher fühlen.

Was den Arbeitsplatz betrifft, schlägt Christine Bauer-Jelinek pragmatische Lösungen vor: "Ich empfehle allen, sich eine dicke Haut zuzulegen, die Frustrationstoleranz zu steigern und nicht vorschnell zu wechseln. Wenn der Job nicht Sinn und Erfüllung bringt, dann erledigt man ihn bestmöglich und sucht sich das anderswo, zum Beispiel im Ehrenamt, in der Familie oder bei Hobbys."

Sollte der Wut-und-Angst-Pegel weiter steigen, komme es im persönlichen Bereich zu noch höheren Burn-out- und Depressionsraten. "In der Gesellschaft erleben wir ja das Erstarken populistischer Strömungen, die einfache Lösungen anbieten", so der Coach. Das werde sich weiter zuspitzen, wenn sich nicht Grundlegendes ändere: "Es muss ausreichend Arbeit da sein und die Menschen müssen von dieser Arbeit leben können."

Christine Bauer-Jelinek rät, negative Gefühle zu hinterfragen: "Was wollen sie mir sagen und wie kann ich konkret reagieren?" Wenn es sich etwa um finanzielle Sorgen handelt, empfiehlt Bauer-Jelinek einen Kassasturz: "Kann man sich den aktuellen Lebensstandard eigentlich leisten? Und dann muss ich schauen, was habe ich alles, wo kann ich reduzieren und zurückstecken. Das beruhigt und nimmt die Angst." Im zweiten Teil ihres Buches erklärt sie, wie die verschiedenen Denksysteme des Gehirns für mehr Effizienz und Erfolg genutzt werden können: "Auch das ist wieder sehr praktisch, mit Checklisten und Tipps." Und soll Menschen dazu animieren, ihr kritisches Denken zu trainieren und anzuwenden.

Zeit für Ruhe

Viele Tipps von Christine Bauer-Jelinek beziehen sich darauf, Ruhe, Stille und Zeit zu finden – oft die schwierigste Aufgabe im hektischen Alltag: "Dazu kann ich nur sagen: Die Ansprüche sind derzeit viel zu hoch. Die Menschen wollen von allem alles und am besten zugleich. Wir spielen auf vielen Ebenen auf höchstem Niveau und müssen lernen, Prioritäten zu setzen." Ganz gezielt auch in der und für die Familie.

Da scheut sich die Expertin auch nicht vor unpopulären Ansichten: "Das kann auch bedeuten, dass eine Frau länger daheim bei den Kindern bleiben will." Wichtig sei es, Entscheidungen zu treffen und verzichten zu können: "Das befreit ungemein!"

Die Person

Christine Bauer-Jelinek arbeitet seit 30 Jahren als Wirtschafts-Coach, sie ist Psychotherapeutin, Gastdozentin an der Donau-Universität Krems und Bestseller-Autorin. Ihre Spezialisierung auf Machtverhältnisse sieht sie als Notwendigkeit: "Es müssen immer mehr Entscheidungen getroffen werden und den meisten Menschen fehlt das Rüstzeug dazu. Da helfe ich mit alltagstauglichen Tipps", sagt Bauer-Jelinek.

Die Bücher

Soeben ist im Ueberreuter Verlag "Machtwort" erschienen. Außerdem gibt es: "Die geheimen Spielregeln der Macht.", "Die helle und die dunkle Seite der Macht", "Der falsche Feind" und "Business-Krieger".

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