Doping: Schneller und stärker auf Kosten der Gesundheit

Sportmedizinerin Silke Kranz
Aus traurigem Anlass schreibt Silke Kranz in ihrer Serie einmal über etwas Illegales: Doping

Sie haben sicher mitbekommen, dass bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld einige Sportler des Dopings überführt wurden, darunter auch zwei Österreicher. Die erste Definition von Doping lautete: „Doping ist die Verabreichung oder der Gebrauch von körperfremden Substanzen in jeder Form oder physiologischen Substanzen in abnormaler Form oder auf abnormalem Wege an gesunde Personen mit dem einzigen Ziel der künstlichen und unfairen Steigerung der Leistung für den Wettkampf.“

Bei Doping denken die meisten an Blutdoping oder den Begriff EPO. Beide Methoden werden vor allem im Ausdauersport angewendet. Hier geht es ja um die Leistungsfähigkeit unserer Muskulatur: Und vor Magnesium, Kalium und Zucker steht dabei der Sauerstoff. Der wird in unseren roten Blutkörperchen an den Zielort transportiert. Haben Sie mehr rote Blutkörperchen (Erythrozyten), steht Ihnen automatisch mehr Sauerstoff zur Verfügung. Am schnellsten geht das mit „fertigem“ Blut, sprich einer Bluttransfusion.

EPO - Erythropoetin - ist eigentlich eine körpereigene Substanz, die die Bildung der roten Blutkörperchen, auf medizinisch Erythropoese, anregt. Mit einer kleinen Zeitverzögerung kommt man also auch hier zu mehr Erythrozyten und damit mehr Sauerstoff.

Thrombosen

Die Gefahr besteht darin, dass es durch den höheren festen roten Bestandteil im Blut, dem Hämatokrit, zur Verstopfung von Gefäßen, also Thrombosen, kommen kann. Im Kraftsport, etwa Bodybuilding hingegen zählen starke große Muskeln. Um deren Wachstum anzuregen, werden beim Doping sogenannte anabole Steroide, besser bekannt als Anabolika, verwendet. Neben Schädigung von Herz und Leber kommt es hier bei Männern häufig zu einem Brustwachstum und bei Frauen zu tiefer Stimme sowie Bartwuchs.

In diversen Sportarten werden je nach Ansprüchen andere Substanzen verwendet. So profitieren Sportschützen von speziellen Herzmedikamenten, sogenannten Beta-Blockern. Diese verringern die Herzfrequenz und sorgen damit für eine ruhigere Hand. Balletttänzerinnen verwenden häufig Cannabis oder ähnliche Substanzen, weil sie die Schmerzen in den Füßen vom Spitzentanz anders nicht ertragen würden.

Die WADA, die World Anti-Doping-Agency, und die NADA, die nationale Variante davon, haben für sämtliche Sportarten eine Liste der verbotenen Substanzen erstellt. Auf www.nada.at kann jeder verschiedene Medikamente ganz einfach abfragen.

Ich wurde in den vergangen Tagen häufig nach meiner Meinung gefragt: Gibt es Spitzensport ohne Doping noch? Wie sieht es mit Doping im Breitensport aus? Natürlich bin ich strikt gegen Doping, allerdings finde ich auch, dass man nicht nur die Athleten verteufeln darf. Wir wollen doch Rekorde sehen, alles muss immer schneller, höher, stärker werden. Von einem hohen Ross herunter zu urteilen und gleichzeitig Abfahrtsläufe und Formel Eins zu lieben, ist für mich nicht die Lösung dieses leider riesengroßen Problems. Schaffen wir doch mit unserem Interesse an ständig purzelnden Bestleistungen erst die Plattform für den unfairen Wettkampf.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell.

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