Dividenden sind der neue Zins
Soweit die technische Formulierung. 2019 schreibt allerdings den Trend der vergangenen Jahre fort und stellt die Lehrbuchtheorie auf den Kopf. Weite Teile der Staatsanleihemärkte sind mit Negativrenditen versehen, was bedeutet, dass der Schuldner für seine in Form von Anleihen emittierten Schulden keine Zinsen zahlt, sondern sogar Geld erhält. Es ist beachtlich, wie rasch die Notenbanken auf die jüngste Eintrübung der Konjunkturdaten reagiert und die versprochene Normalisierung der Geldpolitik wieder über den Haufen geworfen haben.
Zinswende immer wieder verschoben
Wissen Sie noch, seit wie vielen Jahren in der Euro-Zone die Zinswende auf das nächste Jahr verschoben wird? Hätte ich diesen Kommentar vor zehn Jahren geschrieben, so wäre meine Botschaft gewesen: Die Zinsrendite einer 10-jährigen Anleihe des Staates Österreich liegt bei gut 3 %, die Dividendenrendite der an der Wiener Börse notierten Aktien liegt im Schnitt bei auch gut 3 %. Die Mehrheit von Ihnen hätte wohl die Zinsvariante vorgezogen. Ich hätte zwar auf die Chancen der Aktien hingewiesen, Ihnen aber Ihre Zinsentscheidung nicht ausgeredet.
Rendite von 0,3 %
Heute, zehn Jahre später, liegt die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe Österreich nicht bei 3 Prozent, sondern bei etwa 0,3 Prozent. Im Gegenzug liegt die Dividendenrendite der Aktien an der Wiener Börse bei im Schnitt 3,5 Prozent. Dividenden sind der neue Zins.
Perspektiven
Nicht jeder Anleger ist für Aktien geeignet, aber man sollte sich gerade für den längerfristigen Vermögensaufbau damit beschäftigen. Zwischenzeitliche Kursrückgänge von 20 Prozent wie im vierten Quartal 2018 wird es immer wieder geben, was aber nichts an den längerfristigen Perspektiven ändert.
Autor Alois Wögerbauer ist Geschäftsführer der 3 Banken Generali Investmentgesellschaft
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