Neue Pfarren, zu wenig Geld: Diözese Linz schnürt Sparpaket

Mariendom Linz
Strukturreform der Diözese Linz führt zu Klage einer entlassenen Pfarrmitarbeiterin. Auch die Finanzprokuratur ist aktiv.

Mit 1. Juli tritt der neue Pfarrverband „Tassilo-Kremsmünster “ der Diözese Linz in Kraft. Ebenfalls am 1. Juli findet die Tagsatzung der Feststellungsklage einer von der Diözese Linz entlassenen Mitarbeiterin in einer der zusammengelegten Pfarren statt. Was das miteinander zu tun hat? 

Womöglich mehr, als auf den ersten Blick scheint. Denn die Frau hat den Strukturprozess mit der Zusammenlegung von 487 auf 39 Pfarren bis 2028 kritisiert und eine Sachverhaltsdarstellung an das Finanzamt Linz geschickt, weil die Diözese „wissentlich gegen Finanzgesetze“ verstoße.

Streit um Entlassung

Die Frau wurde vom künftigen Pastoralvorstand der neuen Pfarre schriftlich zur „sofortigen Abgabe aller pfarrlichen Schlüssel, Gegenstände und Dokumente“ aufgefordert, weil „neuerlich ersichtlich ist, dass ihr in keinster Weise bereit seid, den neu eingeschlagenen Weg mitzugehen“, außerdem sei „keine Distanzierung zu den Aussagen deines Mannes“ gekommen, auch der Zugang zu den Buchhaltungssystemen der Pfarre sei der Frau gekappt worden. 

„Übelstes Mobbing“, sagt sie und schreibt dem Verwaltungsrat: „Ihre ungesetzlichen Vorgehensweisen bei der Umstellung der Buchhaltung aller 16 Pfarrgemeinden an eine zentrale Stelle werde ich weiterhin nicht mittragen.“ 

Die Pastoralassistentin wurde gekündigt, drei Tage vor Ende der Kündigungsfrist entlassen. „Sippenhaftung“ nennt das ihr Ehemann, der die Strukturreform der Diözese „mit allen mir zur Verfügung stehenden Mittel“ bekämpft. Und den Linzer Bischof Manfred Scheuer massiv kritisiert.

Neues Diözesangesetz

Dieser hat mit einer „Adaptierung des Diözesangesetzes“ neue Rahmenbedingungen zu einer Beschleunigung der Strukturreform geschaffen. Sehr zum Ärger mancher Strukturreformgegner und auch des Ehemanns der entlassenen Frau. 

Dabei wurde etwa die aufschiebende Wirkung von Zusammenlegungen durch Rekurse – rund 40 gab es im laufenden Prozess – herausgenommen. Weil es im Strukturprozess bereits „zu Ermüdungserscheinungen“ gekommen sei, sagt Scheuer.

Darüber hinaus geht es ums Geld. Etwa, dass die Konten der Pfarre der entlassenen Mitarbeiterin auf den neuen Pfarrverband übertragen wurden. Dabei hieß es in einem Schreiben des Bischöflichen Ordinariats der Diözese Linz, dass „die Fusion der pfarrlichen Vermögen auf Ebene der neuen Pfarre kein Ziel“ des Prozesses sei. Darauf beharrt die Diözese: Das Vermögen der Pfarren könne vor der Fusion auch auf den Rechtsträger „Pfarrkirche“ übertragen werden.

Finanzbedarf durch Zusammenlegung gestiegen

Auch die Budgetsituation der Diözese Linz steht nicht zum Besten. Denn mit Start der Strukturreform 2023 stieg die Summe der Aufwendungen in diesem Jahr von 128 Millionen Euro auf 138 Millionen Euro, anstatt versprochene 20 Prozent Einsparungen zu bringen. 

PK ANL. ABSCHLUSS DER VOLLVERSAMMLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN BISCHOFSKONFERENZ: SCHEUER

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer. 

„Ein realistischer Blick auf die Finanz- und Personalressourcen war eine der Grundlagen für die neuen Strukturen“, bestätigt die Diözese Linz, wenngleich betont wird, dass „gute Rahmenbedingungen für hauptamtlich und ehrenamtlich Engagierte geschaffen“ werden sollen. 

17 Millionen Euro schweres Sparpaket

Jedenfalls räumt die Diözese ein, dass die Reformen zu Beginn zu Mehrkosten geführt hätten, „weil Systeme parallel geführt“ werden müssen. Innerhalb von zehn Jahren waren 20 Prozent an Einsparungen geplant, „unerwartete geopolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen wie Inflation und KV-Erhöhungen“ hätten weitere Anstrengungen nötig gemacht, die Reformen wirtschaftlich abzusichern. Bis 2028 werden 17 Millionen Euro eingespart, für 2025 sind 3,8 Millionen Euro Sparvolumen geplant.

Mittlerweile ist in Sachen Linz auch die Finanzprokuratur aktiv. Sie hat sich, wie dem KURIER bestätigt wurde, schriftlich an das Kultusamt beim Bundeskanzleramt gewendet – offenbar deshalb, weil die Diözese Linz diverse Finanzgesetze nicht einhalten würde. In Linz ist das noch nicht bekannt, ließ die Diözese auf Anfrage dazu wissen.

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