Die Wolf-Gang, eine richtige Rasselbande
Ich weiß, dass Wölfe in Rudeln leben und nicht nur kluge Jäger, sondern auch fürsorgliche Eltern sind, die gern gemeinsam heulen, spielen und sich liebevoll um ihre Jungen kümmern. Manchmal übertreiben sie es mit dem Jagen, besonders wenn sie aufgeregt sind. Ich denke, Wölfe folgen ihren natürlichen Instinkten, ohne wirklich furchterregend sein zu wollen.
Auch ich kann heute etwas von Wölfen erzählen. Kürzlich kam nämlich ein Wolf bei uns vorbei und hat mich aus großen, traurigen Augen angeschaut. Er hat gesagt, er sei ein Einzelgänger und sehr einsam, und er würde so gerne Freunde haben und ob er denn bei uns im Theater mitspielen dürfe. Er hat auch versprochen, ganz sicher keine Großmütter oder Geißlein zu verspeisen, und auch Mädchen mit roten Mützen würde er nicht erschrecken.
Weil er uns gar so leidtat, haben wir ein Stück erfunden, wo er mitspielen durfte. Er hat seine Sache auch recht gut gemacht, und nach der Premiere hat das Publikum heftig geklatscht. Das hat uns und den einsamen Wolf sehr gefreut, aber dann ist es passiert. Als wir nämlich zur Premierenjause eingeladen haben, ist plötzlich ein ganzes Rudel junger Wölfe hereingestürmt. Es war eine richtige Rasselbande, sozusagen eine Wolf-Gang.
So schnell konnten wir gar nicht schauen, schon war alles Essen weg, und so schnell sie gekommen war, ist diese wilde Gang auch wieder verschwunden. Sie hatten sich blitzschnell aus dem Staub gemacht, mitsamt unserem Theaterwolf. Was ich damit sagen will? Auch ein einsamer Wolf hat es faustdick hinter den Ohren.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters
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