Die Welt ist voller Wunder

Seppy genießt die Winterlandschaft
Ich stapfe gern im tiefen Schnee herum und freue mich schon auf weiße Weihnachten. Aber warum ist Schnee eigentlich weiß und nicht bunt? Von Christa Koinig.

Da schwebt eine Schneeflocke direkt neben meiner Nase vorbei und erklärt mir gleich, dass sie eines dieser zahllosen winzigen Schneesternchen ist, die das eingefangene Sonnenlicht mit all seinen bunten Farben weiß erscheinen lassen, und dass all die Zigmillionen Schneekristalle sechs Ecken haben, obwohl keiner dem anderen gleicht. Warum das so ist, wissen nicht einmal die gescheitesten Leute. Es war mir tatsächlich noch nie zuvor aufgefallen, welch wunderbares Kunstwerk so eine Schneeflocke ist.

Wahre Kunstwerke

Am Heimweg hat mich dann noch ein weiß glänzender Strauch am Wegesrand überrascht. Und zum ersten Mal habe ich gesehen, dass diese zahllosen Raureif-Kristalle auf den kleinen Ästen wahre Kunstwerke sind. Die Welt ist voller Wunder, dachte ich, und habe beschlossen, Omama zu überraschen.

Ich habe einen dieser glitzernden Zweige gepflückt, bin damit schnell nach Hause gelaufen und hab’ ihn sogleich in eine Vase gesteckt. Dass das für das weiße Tischtuch und die bunten Papierservietten gar nicht gut war, habe ich gar nicht bemerkt, auch nicht, dass ich mit meinen Schneestiefeln und der nassen Jacke das ganze Vorzimmer beinahe überschwemmt habe.

Erst als Omama mich in den Arm genommen und gesagt hat, „ich weiß, du hast es gut gemeint“, ist mir klar geworden, dass das mit dem kalten Raureifzweig in der warmen Stube keine gute Idee war. Aber ich weiß jetzt, wenn dich jemand lieb hat, auch wenn er/sie nicht perfekt ist, dann ist das das Wunderbarste auf der ganzen Welt.

Auorin Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

Kommentare