Die Trappisten geben es leichter

Pater Hubert Bony und Braumeister Michael Hehenberger
Die Klosterbrauerei Engelszell bringt nach dem Weißbier ein Zwickl auf den Markt. Von Gerhard Marschall.

Das 1293 gegründete Stift Engelszell an der Donau ist seit Langem für seine Liköre bekannt, seit 2012 wird dort auch Trappistenbier gebraut. Unter diesem Namen dürfen das nach strikten Regeln weltweit nur zwölf Klöster machen. Trappistenbiere sind mächtig im Alkohol und stark im Geschmack.

US-Markt gesättigt

Genau darin liegt aber auch ihr Limit. Braumeister Michael Hehenberger vergleicht das mit der Philatelie: „Wie sich jemand für seine Sammlung eine seltene Briefmarke kauft, kosten Bierliebhaber einmal ein Spezialbier und sind danach auf der Suche nach dem nächsten.“ Deshalb sei der anfangs dominante US-Markt weitgehend gesättigt. Exportiert wird zurzeit nach Belgien, in die Niederlande, Frankreich und Italien. China nicht zu vergessen. Eine dortige Handelsagentur kauft regelmäßig groß ein.

Die Trappisten geben es leichter

Das Zwickl, die neue Entwicklung der Engelszeller

Aber auch in österreichischen Spezialitätenläden sind die Engelszeller Biere gelistet, zu finden auf der Website des Stifts. Der Konvent besteht zurzeit aus fünf Mönchen. Sie leben nach strengen Regeln, aber nicht weltabgewandt. Auch eine Trappisten-Brauerei muss sich dem sich wandelnden Geschmack anpassen. Und der Trend geht klar in Richtung leichtere Biere. Standen das Gregorius mit 10,5 % und das Benno mit 6,9 % Alkoholgehalt noch ganz in der Tradition der typischen, belgischen Trappistenbiere, ging es das Nivard mit 5,5 % schon deutlich leichter an.

Die Trappisten geben es leichter

Die Stiftskirche ist ein Rokoko-Juwel an der Donau

Im Vorjahr kam ein Weißbier (4,9 %) dazu, jetzt folgt ein naturtrübes Zwickl (4,7 %). „Diese Bierstile haben uns gefehlt, um den österreichischen Konsumenten ein landesübliches Bier anbieten zu können“, begründet Hehenberger die Erweiterung des Sortiments. Alle fünf Biere werden obergärig gebraut. Obergärige Hefe bringe fruchtige Aromen, sagt der 29-jährige Braumeister: „Das zeichnet unsere Biere neben einer langen Reife- und Lagerzeit aus.“

Abgefüllt in Schlägl

Abgefüllt wird in der Stiftsbrauerei Schlägl. Bis vor einigen Jahren wurde Engelszell von der Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis, in der Hehenberger die Lehre absolvierte, personell unterstützt. So hat er die Klosterbrauerei kennengelernt. Also war es fast naheliegend, dass er nach Abschluss der Meisterschule in Doemens bei München 2018 hier anheuerte.

Kein Gewinnstreben

Gewinnstreben steht nicht in den Ordensregeln der Trappisten. Der Verkauf von Likör und Bier dient ausschließlich dazu, den Stiftsbetrieb und die Instandhaltung der Gebäude zu finanzieren. Für Werbeaktivitäten oder gar für Preiskampf im Handel gibt es kein Budget. Bei den nunmehr fünf Sorten soll es vorerst einmal bleiben. „Uns geht es nicht um ein jährliches Umsatzplus und ungesundes Wachstum“, steckt Braumeister Hehenberger die Grenzen eng. Rund 1.000 Hektoliter beträgt zurzeit der Jahresausstoß, 1.500 seien für die Ein-Mann-Brauerei maximal möglich. „Wir bleiben eine kleine Brauerei“, bestätigt Pater Hubert Bony. Der gebürtige Franzose lebt seit drei Jahren in Engelszell und hat als Superior ad nutum (Hausoberer) das Sagen. Mit ihm muss der Braumeister alle unternehmerischen Entscheidungen abstimmen, etwa den Ankauf von Tanks im Vorjahr oder zuletzt von Fässern.

Verstärkt regional auftreten

„Wir möchten in den nächsten Jahren regional stärker auftreten“, erklärt Hehenberger. Die Wirte in der Nachbarschaft sollen vermehrt mit Weißbier und Zwickl auch im Fass beliefert werden. In Engelhartszell und flussabwärts sieht er gute Chancen. Möglichst bald sollte die Gastronomie aufsperren dürfen und der Donautourismus wieder boomen.

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