Die Rückkehr des Wichtls
Während die Dämmerung über dem Unteren Mühlviertel hereinbricht, macht es sich ein Steinkauz auf einem Strommasten bequem. Plötzlich breitet er die Flügel aus und fliegt zum nächsten Pfosten. Nicht selten lässt sich das possierliche und etwa 20 Zentimeter große Tier rund um Ried in der Riedmark beobachten – wenn auch nur mit einem Feldstecher. Die Tiere mit den gelben Augen meiden die Gesellschaft des Menschen.
Lange waren die Vögel akut vom Aussterben bedroht. „Im Jahr 2003 gab es in Oberösterreich nur noch fünf Brutpaare“, sagt Franz Kloibhofer, Leiter des Artenschutzprogramms Steinkauz. Nun hat sich der Bestand etwas erholt. „Heute sind es wieder 35, davon 25 im Bezirk Perg.“ Der Grund für das fast vollständige Verschwinden der Vögel hänge mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft zusammen: „In den Tieflagen ist man von der Viehwirtschaft zu Ackerbau übergegangen. Es gibt weniger Wiesen und Obstgärten, wo der Steinkauz Beute wie Mäuse oder Insekten findet.“ Und auch der Verkehr habe der Art massiv zugesetzt.
Obstbäume
Der Vogel braucht alte Obstbäume mit Höhlen, um darin seine Nester anzulegen. Deshalb bekommen Bauern, auf deren Grund sich Steinkäuze niederlassen, Förderungen vom Land, um den Lebensraum zu erhalten. Außerdem werden Nistkästen an den Bäumen und am Boden montiert. „Wenn die Jungtiere vier Wochen alt sind, kommen sie in eine kritische Phase.“ Dann klettern sie herum und können vom Baum fallen. In der Wiese wären sie leichte Beute für größere Räuber. „Darin können sie Schutz suchen. Meist kraxeln sie aber wie Papageien den Stamm rauf, indem sie sich mit Schnabel und Krallen an der Rinde festhalten.“
Rund 20 Bauern aus der Region beherbergen Käuze auf ihrem Grund. Seit fünf Jahren haben sich die Raubvögel auch im Obstgarten neben dem Hof der Familie Hanl in Katsdorf niedergelassen. „Das sind nützliche Tiere, die Mäuse fangen“, freut sich Franz Hanl über die Nachbarn. „Beim Herbeifahren sehe ich den Vogel immer wieder vom Auto aus auf den Obstbäumen zwischen den Ästen sitzen. Nur wenn man hingeht, fliegen sie weg.“
Die Menschen in der Region haben immer wieder Erfahrungen mit dem Steinkauz gemacht. „Die Leute kannten ihn unter Wichtl oder Totenvogel. Wichtl deshalb, weil er so lebhaft knickst und nickt“, weiß Kloibhofer. Der Name Totenvogel komme aus der Zeit, als es noch keine Elektrizität gab. „Wenn jemand im Sterben lag, hat man eine Kerze ins Fenster gestellt. Dann tauchte der Kauz auf. Entweder wurde er vom Licht angezogen oder von den Insekten, die sich in der Nähe des Scheins tummelten.“
Angst
Die Faszination für die Vögel hat Kloibhofer schon eine Anzeige bei der Polizei eingebracht. Der Hobby- Ornithologe fährt mit seinem Auto regelmäßig gegen Abend die Nistplätze ab, und hält in der Gegend um Ried und im Machland nach ihnen Ausschau. Und das bereitete Anrainern Unbehagen. „Ich wurde für einen Kriminellen gehalten.“
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