Die Kunst des Weglassens

Die Kunst des Weglassens
Willi Fehlinger ist Experte für schöne Formen. Er mag Trachten und findet die Fassade des neuen Linzer Musiktheaters mutlos

Willi Fehlingers Vorliebe für schöne Formen zeigt schon an der Nummerntafel seines silbernen Oldtimer-Porsches. Am   über 20 Jahre alten Wagens prangt der Schriftzug „DESIN“(sic!). Seinem noch immer schicken Fahrzeug ähnlich fordert der Designexperte aus Linz Zeitlosigkeit in der Gestaltung von Objekten. „Ein  gutes Produkt braucht keine Jahreszahl.“ Außerdem zeichnen sich in seinen Augen schöne Gegenstände durch klare, simple Formen aus. „Schon mein Professor an der Uni sagte zu mir, die Kunst liegt im Weglassen.“

Ein besonderes Faible hat  der  frühere Innenarchitekt und nunmehrige Künstler für Ästhetik  aus dem Land ob der Enns. Was ihn sehr  fasziniert, sind die traditionellen Trachten. „Ein schlichtes Dirndl ist für mich ein fesches Dirndl.“  Außerdem ist er begeistert von klassischen  Kopfbedeckungen.  „Ein ganz einfacher  Strohhut, den früher die Bäuerinnen am Feld getragen haben, ist noch immer sehr hübsch.“

Wenig Mut

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Für weniger hübsch hält er die Fassade aus Stein des neuen Musiktheaters in Linz. „Ich finde es  schade, dass der Vorschlag des Architekten  für die  Stahlstadt, nämlich eine Fassade aus Rost von der Politik ermordet wurde. Ich  halte das für falsch. Da hätte es mehr Mut gebraucht.“ Stahl und Eisen sind es auch jene Elemente, die Fehlinger bevorzugt und mit Glas kombiniert, wenn er selbst Skulpturen macht.  „An Stahl imponiert  mir das Brutale und die raue Oberfläche.“

Im Gegensatz zum Haus an der Blumau findet er Gefallen  am Kunstmuseum Lentos. „Das ist für mich ein hervorragendes Beispiel für Design im Hochbau. Es beeindruckt einerseits durch seine Schlichtheit. Andererseits gefällt mir die Idee, dass man von der Urfahraner Seite durch das Gebäude einen Blick auf die Altstadt hat.“
Im vergangenen November brachte er das Buch „LOOK. Designverständnis eines Bundeslandes“  heraus. Darin stellt er wichtige Entwicklungen der heimischen Formgeber in den Vordergrund. „In Skandinavien wird zuerst der Designer und dann der Hersteller genannt. In Oberösterreich ist es genau umgekehrt.“

Designbibel

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Und weil ihm, der aus einer Einrichtungshaus-Familie stammt, im Leben so viel geschenkt worden sei, wollte er mit der Designbibel für das Bundesland etwas zurückgeben. „Oberösterreich hat so viele innovative Designer, die mit ihren Werken weltweit anerkannt sind, aber oft im Hintergrund stehen.“ Im Buch finden sich unter anderem ein futuristisch anmutendes Feuerwehrauto von Rosenbauer, ein pechschwarzer Stempel von Trodat oder PEZ-Maschinen, die statt eines Mickey Mouse-Kopfs von Insektenhäuptern geschmückt werden.

Mit dem Band möchte Fehlinger nicht nur die Kreativen des Landes loben, sonder auch das Verständnis über Design verbessern. „Am schönsten wäre es, wenn das Werk als Lehrbuch in den Gymnasien eingeführt wird.  Schüler lernen zwar, mit wie vielen Elefanten Hannibal über den Apennin zog, die  Lehre über Formgebung  ist aber dilettantisch.“

Willi Fehlingers Buch kostet 24 Euro und kann direkt bei ihm unter willi@fehlinger.at bestellt werden.

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