Paris hat für Samuel Gaßner aus Ottensheim (Bez. Urfahr-Umgebung) magische Anziehungskraft. Dort lebt seine Freundin Coralie, vor sieben Jahren haben sich die beiden in Berlin kennengelernt. Jetzt ist die französische Hauptstadt für den Mühlviertler gleich doppelter Sehnsuchtsort, denn der 21-jährige Judoka vom UJZ Mühlviertel ist für die Olympischen Spiele qualifiziert. Er wird in der Klasse bis 73 Kilogramm im Einzel- und im Mixed antreten.
Quotenplatz
„Ich möchte mich bei meinem Teamkollegen Aron Fara bedanken“, sagt Gaßner. Ihm habe er das Paris-Ticket zu verdanken. Der Niederösterreicher hat Mitte Mai, drei Wochen nach einer Knieoperation, bei der WM in Abu Dhabi seinen Auftaktkampf gewonnen. Das bescherte Österreich einen sechsten Quotenplatz für die Spiele, der Gaßner zugeteilte wurde. Er wiederum hat sich nach einer Rückenverletzung rechtzeitig zurückgekämpft und im Februar beim European-Turnier in Warschau gewonnen.
Familie entschied
Als zweiter Oberösterreicher wird Wachid Borchashvili (25) vom Judoklub LZ Multikraft Wels in der Klasse bis 81 Kilogramm antreten. Der Familienrat hat sich für ihn und gegen seinen um drei Jahren älteren, besser platzierten Bruder Shamil entschieden. Der Judoverband hatte zwar etwas dagegen, war letztlich aber machtlos.
Mit sieben Jahren Judo entdeckt
Gaßner hat Judo mit sieben Jahren entdeckt, als in der Schule für diesen Sport geworben wurde. „Ich habe es probiert und bin dabeigeblieben.“ Großes Talent wurde ihm früh bescheinigt, er hat es bewiesen. Man komme viel herum, lerne viele Menschen kennen, gewinne Freunde, zählt er einige Vorzüge auf. Vor allem sei Judo vielfältig. Es gebe Kämpfer, die viel Kraft einsetzen, andere versuchen es eher mit Technik. Seine Stärke liege in seinem Gespür für Judo.
Ehrgeiz
„Samy“ zeichne vor allem sein Ehrgeiz aus, sagt Vereinstrainer Martin Schlögl. „Er ist sehr motiviert, ordnet alles dem Sport unter, tut mehr als auf dem Trainingsplan steht.“ Und er richte auch seine Privatleben ganz nach dem Judo aus, bleibe lieber zuhause als fortzugehen, trinke keinen Tropfen Alkohol. Sein Schützling sei extrem stark im Griffkampf, sprich in der Technik.
Das sei allerdings auch seine Schwachstelle, analysiert der Trainer. „Er möchte seinen Gegner besonders schön werfen. Wenn der ebenfalls stark ist, stirbt er ab und zu in Schönheit.“
Ziel ist Los Angeles 2028
Er freue sich extrem, bei Olympia eine Chance zu bekommen, sagt der Heeressportler im Dienstrang eines Korporals. Die Spiele würden ihm gewiss viel Erfahrung für die Zukunft bringen, denkt er bereits über den Tag X hinaus. Vereinspräsidentin Silvia Ehrengruber vermutet bereits ein ferneres Ziel: die direkte Qualifikation für die Spiele 2028 in Los Angeles/USA.
Jetzt einmal steht am 29. Juli in Paris aber der erste Kampf an. „Wenn er einen guten Tag hat, kann er durchaus zwei, drei Kämpfe gewinnen“, ist Ehrengruber überzeugt. „Ich bin jedenfalls kein Favorit, habe nichts zu verlieren“, bleibt Gaßner auf dem Boden.
Einen kleinen Heimvorteil hat er, auf die Unterstützung von Freundin Coralie und deren Familie wird er sich verlassen können.
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