Die Goldenen Zwanziger – im neuen Musical "Grand Hotel"

Hoffnung, Liebe und Tod – alle Musical-Must-Haves gibt es bei „Grand Hotel“ in zweieinhalb Stunden gut portioniert serviert
Ensemble, Musik und Inszenierung überzeugen in der Österreichischen Erstaufführung des Broadway-Hits "Grand Hotel" im Schauspielhaus.

Ein unechter Baron, der das große Geld sucht und die Liebe findet. Eine alternde Primaballerina auf Abschiedstournee – ihrer achten. Ein fesches Berliner Mädel mit Schreibmaschine, das sich selbst in Hollywood sieht. Ein todkranker Buchhalter, der das Leben sucht. Sie alle – und noch weitere Protagonisten – treffen im Musical "Grand Hotel" aufeinander. Gestern, Samstag, wurde im vollen Schauspielhaus an der Promenade in Linz Premiere gefeiert.

Kurz vor dem Schwarzen Börsenfreitag am 25. 10. 1929 erschien "Menschen im Hotel" der österreichischen Schriftstellerin, Feministin und Boxerin Vicky Baum. Dieser Roman bildet die Grundlage des Musicals, das 1989 am Broadway in New York uraufgeführt wurde. Das Landestheater Linz konnte sich die Rechte an der österreichischen Erstaufführung sichern.

Nicht nur eingefleischte Musical-Fans dürften Gefallen an der Produktion finden. Die Musik – von Charleston über Jazz bis Tango – ist eingängig und das Live-Ensemble unter der Leitung von Bela Fischer Jr. führt gekonnt und mit viel Gefühl für die jeweiligen Szenen durch den Abend. Das Besondere: Bei "Grand Hotel" löst nicht ein Song eine Szene und dann eine Tanznummer ab, die einzelnen Lebenswege der Figuren überkreuzen sich musikalisch – und werden als großes Ganzes präsentiert.

Die Eingangsphase braucht das Publikum, um sich mit den Charakteren auf der Rundbühne vertraut zu machen. Hier wird geschnattert, dort wird geträllert, links wird geseufzt und rechts drüben jubiliert. Sobald die einzelnen Figuren klar definiert und ihre Schicksale angespielt sind, ist gute Unterhaltung angesagt.

Andy Hallwaxx zeichnet für die Inszenierung verantwortlich, Simon Eichenberger choreografierte das Musical – und mutet den Darstellerinnen und Darstellern mit flotten Tanznummer und eleganten Balletteinlagen viel zu. Allerdings nichts, was das Ensemble nicht stemmen könnte. Stimmlich und schauspielerisch überzeugen Alen Hodzovic als Baron Felix von Gaigern, Rob Pelzer als kurios-komischer Buchhalter Otto Kringelein, Anaïs Lueken als Stenotypistin Flämmchen und Daniela Dett als alternde Ballerina Elisaweta Gruschinskaja. Gemeinsam mit dem Rest des Ensembles schaffen sie es überzeugend, das quirrlige, mondän-goldene Berlin der 1920er ins Jahr 2015 und auf die Bühne des Linzer Landestheaters zu bringen.

INFO: Weitere Termine und Karten-Infos auf www.landestheater-linz.at

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