Der vergoldete Wassermann
Ab kommendem Freitag rittern Tausende Athleten im Londoner Eastend um die begehrten olympischen Medaillen. Einer, der weiß, wie es sich anfühlt, am Siegertreppchen zu stehen, ist der aus Stadl-Paura stammende Christoph Sieber. Er konnte sich nach intensivem Training im Jahr 2000 in Sydney den Traum aller Sportler erfüllen und gewann im Windsurfen Gold.
Ein Jahr lang war Sieber nach seinem Triumph in Österreich regelmäßig auf der öffentlichen Bühne zu Gast. „Das war ein unerwarteter Wahnsinn.“ Anfangs sei ihm das ganz recht gewesen. Er nutzte den Ruhm und den Rummel um seine Person. Sieber arbeitete viel, indem er Vorträge und Mentaltrainings abhielt. „Dann ist mir das öffentliche Leben zu viel geworden.“ Er packte seine Sachen und machte eine zweijährige Weltreise.
Segeln
Doch der Profi-Sport am Wasser ließ ihn nicht los – wenn auch mit einem Boot. Mit Clemens Kruse wollte er sich mit einem einrumpfigen 49er für den Segelbewerb bei Olympia 2008 qualifizieren. „Der Wettkampf hat mich immer noch gereizt.“ Für eine Teilnahme hat es dann letztendlich doch nicht gereicht.
„Das war aber eine interessante Zeit, in der ich gelernt habe, im Team zu arbeiten.“ Und das habe ihm auch viel für seine jetzige Arbeit gebracht. Er ist seit rund drei Jahren Jugendtrainer beim Segelverband und bereitet junge Menschen auf Olympia vor. „Als Athlet braucht es ein gutes Maß an Egoismus, als Trainer trifft das Gegenteil zu.“
Der Spruch „dabei sein ist alles“, gelte nicht mehr, wenn ein Athlet eine Medaillenchance wittert. Auch Sieber musste diese Erfahrung bei den Olympischen Spielen 1992 machen, als er das Podium mit Platz fünf nur hauchdünn verfehlte. Das geflügelte Wort stimme aber in dem Sinne, da die Sportler die Wettkämpfe als Vorbereitung für die nächsten Spiel nutzen können, um Erfahrungen zu sammeln. „Es gibt beim Segeln eine Faustregel, dass drei Olympiaden nötig sind, um eine Chance auf eine Medaille zu haben.“ Und deshalb sei es auch gut, dass das Österreichische Olympische Komitee die Qualifikationsanforderungen gesenkt habe.
Das klassische Windsurf-Bord hat er übrigens zur Seite gelegt. Vielmehr geht er seit zehn Jahren dem Kitesurfen, den Wassersport mit einem Lenkdrachen, nach. „Der Reiz ist die dritte Dimension. Beim Kiten kann man hoch in die Luft springen. Das ist ein großer Unterschied zum Windsurfen.“ Außerdem habe man dabei kein Segel vor dem Gesicht und es sei ein sehr schneller Sport. Im Mai wurde verkündet, dass 2016 das Kiten das Windsurfen als Olympische Disziplin ablösen wird.
Umtriebig
Sieber ist auch Präsident der 2011 gegründeten Österreichischen Kiteboarding Vereinigung. „Wir bemühen uns, dass wir rasch einen Olympia-Status bekommen und ein Förderprogramm auf die Beine stellen können.“
Auch sonst ist der 41-Jährige ziemlich umtriebig. Vor einigen Monaten eröffnete er am Neusiedler See ein Center für Stand-Up-Paddeln, einer immer beliebter werdenden Sportart, bei der man auf einem Board stehend das Ruder in der Hand hält. Von einem Olympiasieg bei Sommerspielen kann man in Österreich finanziell nicht zehren. „Als Wintersportler hat man ausgesorgt.“
Karriere: Musik mit Sport getauscht
Eigentlich sollte der aus Stadl-Paura stammende Christoph Sieber eine musikalische Laufbahn einschlagen. Er spielte Cello am Konservatorium in Linz. Im Alter von 12 Jahren entdeckte er am Attersee aber auch die Begeisterung fürs Surfen. Deshalb entschied er sich nach Rücksprache mit den Eltern für eine sportliche Karriere.
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona erreichte er den 5. Platz. Nachdem er 1996 in Atlanta nicht auf der Teilnehmerliste für Olympia stand, gewann er in Australien Gold. Derzeit ist er beim Segelverband Trainer im Nachwuchsprojekte für die Bootsklasse 420er-Jolle. Außerdem steht er der Kiteboarding Vereinigung vor.Sieber lebt mit Partnerin und Sohn in Mödling.
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