Der Überlebenskampf der Kleinen

Vergangenen Samstag verloren die Rieder zu Hause 2:0 gegen Salzburg
Die begrenzten Möglichkeiten der kleineren Bundesligaklubs am Beispiel der SV Ried. Von Gerhard Marschall.

Die SV Ried bekam es am Samstag daheim mit Salzburg zu tun und hoffte auf Punktezuwachs. Die Partie ging 2:0 verloren. Zwischen den beiden Klubs liegen in wirtschaftlicher wie sportlicher Hinsicht Welten, diese Kluft kann nur an besonderen Glückstagen überwunden werden. Wie zuletzt beim 2:2 im vergangenen Oktober. Die Bundesliga ist de facto eine Dreiklassengesellschaft.Ganz oben, unerreichbar für die Konkurrenz, stehen die Bullen aus Salzburg; es folgen mit Abstufungen der LASK, Sturm Graz, Rapid, Austria Wien und – mit einigem Abstand – der Wolfsberger AC.

Überlebenskampf

Der große Rest steckt im permanenten Überlebenskampf. In Zahlen heißt das: In der Saison 20/21 erzielte Salzburg Erträge in Höhe von 112,1 Mio. €, Ried kam auf bescheidene 8,4 Mio. €. Oder: Der Marktwert des Salzburger Kaders belief sich im heurigen Juli auf knapp 195 Mio. €, jener von Ried auf 7,1 Mio. €.

Wunsch und Wirklichkeit

Die Umlaufvermögen in Spielergestalt mögen sich im Sommer durch Zu- und Abgänge leicht verändert haben, nicht aber die Relation. Das alles wissen auch die leidenschaftlichen Rieder Fans, die ihre Mannschaft zwar nach Kräften unterstützen, aber auch zu Ungeduld neigen. Läuft es, wie zurzeit, nicht nach Wunsch, kann sich rasch geballter Zorn entladen. Trainer Christian Heinle (37) ist noch nicht direkt im Visier, auch steht der Vereinsvorstand demonstrativ hinter ihm. Eher über kurz als lang wird er freilich liefern müssen. Das Kernproblem von Vereinen wie Ried liegt darin, dass sich Fan-Anspruch und Wirklichkeit nicht immer decken, oft auch nicht vereinbaren lassen. Geschäftsführer Rainer Wöllinger (49) wirbt für Realitätssinn. Es gehe um Kontinuität: „Wie schaffen wir es, kurzfristig Erfolg zu haben, ohne die langfristigen Ziele aus den Augen zu verlieren?“ Diese Balance gelte es ständig zu halten und zugleich schrittweise voranzukommen. Dank Wiederaufstieg sei es möglich gewesen, den Verein wirtschaftlich und organisatorisch neu aufzustellen, was wiederum Basis für die sportliche Weiterentwicklung sei.

Die Erwartungen reduzieren

Wöllinger dämpft jedoch überzogene Erwartungen: „Wir werden keinen Stammspieler aus der Bundesliga zu uns lotsen können.“ Somit sei es auch unmöglich, Abgänge wie Marco Grüll (24) und Ante Bajic (27) – beide wechselten zu Rapid – eins zu eins zu ersetzen. Rieds Weg könne nur sein, aus der Zweiten Liga oder aus der Regionalliga Talente zu holen und zu integrieren. Das erfordert Zeit und Geduld. „Wir haben eine ganz klare Kaderstruktur, hinter der eine Gehaltsstruktur steht“, sagt Wöllinger: vier „Leuchtturm“-Spieler, jeweils vier bis sechs gestandene Bundesligakicker, Bundesligaspieler unter 24 Jahren und Perspektivspieler sowie bis zu sechs Junge aus der Akademie. Dieses Gefälle ist der Ökonomie geschuldet, hat jedoch eine logische Konsequenz: Wenn personell besser ausgestattete Teams per Auswechslung im Spiel nachrüsten, kann Ried nicht mit gleicher Qualität dagegenhalten. „Wir können nicht so nachschießen wie andere.“

Spiele fast immer in der Schlußphase verloren

Ried hat in der laufenden Saison fünfmal verloren, fast immer in der Schlussphase. Trotzdem ist die Defensive stärker als im Vorjahr, hingegen schwächelt die Offensive. Vier Tore in sieben Spielen sind minimalistisch. Ein Abstieg wäre eine Katastrophe, sagt Wöllinger. Im Sinne besagter Kontinuität gelte es jedoch Ruhe zu bewahren. Auch habe man finanziellen Spielraum. „Wenn wir im Winter merken, dass wir auf der einen oder anderen Position Verstärkung brauchen, können wir reagieren.“

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