Der Start in eine neue Epoche

Der Start in eine neue Epoche
In sieben Monaten eröffnet das Musiktheater in Linz. Intendant Rainer Mennicken schwärmt schon jetzt davon.

Am 21. September bricht im Landestheater Linz die letzte Saison an, in der Opern, Operetten und Musicals im alten Haus an der Promenade  aufgeführt werden. Schwingt bei Intendant Rainer Mennicken auch Wehmut mit, wenn die Musiksparte im April 2013 ihren angestammten Platz verlassen oder  dominiert nur  Vorfreude über das neue Musiktheater? „Ich habe zu wenig Zeit, um darüber nachzudenken. Es ist unvorstellbar, was für  Vorgänge täglich stattfinden", sagt der Theatermacher, der   zwischen Promenade und Volksgarten pendelt. „Kürzlich hatten wir die erste Bauprobe auf der neuen Bühne. Rundherum wird gehämmert und geputzt." Das sei wie das Gefühl bei einer Familie, die sich ein neues Haus baut. „Aber mit dem Unterschied, dass es nicht für uns , sondern für die Öffentlichkeit ist", schwärmt der Intendant.

Epochal

Sollte Mennicken  Trauer über das Verlassen der derzeitigen Spielstätte spüren, kann er sie gut verstecken. „Es wird epochale Verbesserungen geben, besonders bei der Platzfrage. Ich bewundere das Publikum, die ob ihrer Kunstbegeisterung auf diese Stühlen Platz nimmt", sagt er über die Sitzplätze im Haus, wo  jeder durchschnittlich große Besucher mit den Knieen ständig gegen den Vordersitz stößt. Und für die Künstler werde sich auch vieles  zum Besseren wenden. „Der Orchestergraben ist katastrophal." Für das Brucknerorchester, das ein hochrangiges Kollektiv sei, sei dieser Zustand nicht tragbar.  „Der neue Orchestergraben am Volksgarten hat Platz für 120 Musiker. Damit werden wir die großen  Opern von Wagner und Strauss adäquat belegen können."

Stichwort Wagner. Im Eröffnungsjahr des neuen Musiktheaters startet auch der „Ring der Nibelungen". An dem  Großprojekt, das zwischen April 2013 und Sommer 2015 auf die Bühne kommt, hat er drei Jahre lang gearbeitet.  „Jeder Opernregisseur wird der Verlockung nicht widerstehen können", sagt Mennicken.  Und das, obwohl der Komponist aus Bayreuth wegen seines Antisemitismus bei vielen umstritten ist.  Und trotzdem: „Menschen aus der Musikwelt bekommen Kugelaugen und rote Ohren, wenn man mit ihnen über ihn spricht."

Uraufführung

Große Aufmerksamkeit ist dem neuen Kulturtempel mit dem Ring sicher gewiss. Generell sei bemerkbar, dass Linz mit dem Musiktheater mit neuen Maßstäben gemessen werde. So schreibt der US-amerikanische Komponist Philip Glass  für die Eröffnung die Oper „Spuren der Verirrten", die am  12. April 2013 ihre Uraufführung feiert. Die Inszenierung übernimmt  der Brite David Pountney und der international gefragte  Kostümbildner Robert Israel gestaltet das Bühnenbild.

Nach der Eröffnung des  Musiktheaters gibt es noch eine Herausforderung, die Mennicken aber gerne annimmt. Gilt es doch auch, die alte Spielstätte zu füllen, die sich  nach einer Sanierung in ein  Schauspielhaus verwandelt.   „Ich als Gastarbeiter  empfinde, dass das Klischee zutrifft. Die Österreicher sind Theaternarren", ist dem gebürtigen Bielefelder für die Zukunft  nicht bange.

Neue Spielzeit: Ein Hofnarr, ein Kaufmann und ein schwuler Prinz

Im Landestheater stehen in dieser denkwürdigen Saison gleich 39 Neuproduktionen am Spielplan. Darunter befinden sich zehn Uraufführungen, bei sechs davon handelt es sich um Auftragswerke. Der KURIER stellt eine Auswahl der ersten Aufführungen vor.

Verdi:
Unter der Regie des Intendanten Rainer Mennicken wird ab Samstag, dem 22. September, Giuseppe Verdis Melodrama „Rigoletto "  aufgeführt. Im Mittelpunkt der Oper steht  die tragische Geschichte eines buckeligen Hofnarren.

Grillparzer:
In den Kammerspielen feiert am Sonntag, dem  23. September, Franz Grillparzers Tragödie „Die Jüdin von Toledo" Premiere. In dem Drama  verdreht die lebenslustige Jüdin Rahel dem König von Toledo während des immer näher rückenden Kriegs mit den Mauren den Kopf.

Shakespeare:
Für eine der meistgespielten Komödien öffnet sich am Donnerstag, dem 27. September, erstmals der Vorhang im Großen Haus an der Promenade. Dann nämlich steht mit William Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig"  ein vielschichtiges Drama am Programm, das eine Liebesgeschichte, die Geschichte eines Kreditgeschäfts und auch von einem Prozess erzählt.

König & König:
Die Jugendsparte u\hof:  thematisiert  für alle ab sechs Jahren das Thema Homosexualität. Es berichtet von einem unerwarteten Happy End für einen jungen Kronprinzen, der zum Missfallen des Hofstabs noch keine Frau gefunden hat.  (Die Premiere ist am Freitag, dem 19.10, um 19.30 Uhr).

Paris
Von den Frauen in der französischen Hauptstadt enttäuscht, wenden sich zwei Lebemänner  in Jacques Offenbachs Operette „Pariser Leben" skandinavischen Baronessen zu. Zum ersten Mal wird  dem Publikum die Lebensfreude der Stadt der Liebe am Samstag, dem 27. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Haus nähergebracht.

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