Der heilige Gral am Bindermichl

Harald Krautgartner vor einer Wand in seiner Werkstätte in einer alten Halle im Linzer Süden. Der Künstler entwirft auch Schriften und Logos.
Die Dukes of Art lehnen illegale Graffitis und graue Betonwände ab. Ihr Wunsch: Ein bunter Kreisverkehr in Linz.
Der heilige Gral am Bindermichl

Obwohl es Graffitis schon seit mehr als 20 Jahren in die Werbung oder in Galerien geschafft haben, haftet ihnen noch immer eine gewisse Spur von Verruchtheit an. Nicht  selten denken viele  an vermummte Gestalten, die  nachts umherschleichen und mit ihren Spraydosen illegal Züge „bomben“, also bemalen. Zwei, die mit  unerlaubten Machenschaften nichts am Hut haben, sind Patrick Schauer und Harald Krautgartner aus Linz, die sich zu den Dukes of Art zusammengeschlossen haben.   „Aus dem Alter sind wir raus“, erklärt Schauer. Die Graffitikünstler aus Linz arbeiten auf Anfrage und verdienen mit  dem Besprühen von Wohnzimmern, Garten- und Hauswänden  ihr Geld.

Dschungel

Der heilige Gral am Bindermichl

„Es gibt Leute, denen geht es nur um Zerstörung. Das beschädigt das Bild der Sprayer in der Öffentlichkeit enorm“, sagt Krautgartner. In Haid etwa haben sie auf 130 Quadratmetern eine imposante Dschungellandschaft entworfen. In der Landwirtschaftsschule St. Florian schmückt ein lebensechter Traktor im knalligen Graffiti-Stil die Wand.

Als ihre Aufgabe sehen sie, „einen eigenen Stil in die urbane Trostlosigkeit zu bringen.“ Beide können mit Architektur, die auf grauen Beton setzt,  nichts anfangen.  Ein großer Dorn im Auge der Sprayer ist der Kreisverkehr bei der Autobahnausfahrt des Linzer Bindermichls, der mit seinen  Betonsockeln in der Mitte ihr „heiliger Gral“ ist. „Wir wollten darauf die Geschichte der Stadt abbilden“, erzählt Schauer.   „Linz gibt zwar für das Lentos, das Ars Electronica Center, viel Geld aus, als Sprayer hat man aber wenig Chancen“, glaubt Krautgartner. Generell sei hier die Szene klein und die Künstler an einer Hand abzählbar.

Gescheitert

Der heilige Gral am Bindermichl

Im Kulturhauptstadtjahr  ’09 wäre es dann fast so weit gewesen und der Bindermichl hätte einen  Farbanstrich bekommen. Schauer: „Da hat es aber geheißen, ihr könnt es  machen, aber die Farben müsst ihr  zahlen.“  Reizen würden die beiden auch kahle Kirchtürme aus der Nachkriegszeit. „Da könnte man tolle Dinge machen wie einen Himmel mit Engeln“, sind sie überzeugt. Bei den Dukes of Art gehe es hauptsächlich um das Ausschöpfen der Möglichkeiten der Kunstform. „Die Bilder brauchen keine Botschaft, sie müssen  kreativ sein. Wir sind  nicht im Kriegsgebiet“, erklärt Schauer. Politische Mitteilungen seien in der Schablonenkunst   zu finden, wie sie  der britische Künstler Banksy  erfolgreich anwendet. 

Kommentare