Der Glanz des Kaisers bröckelt

Bad Ischl bezeichnet sich heute noch als „Kaiserstadt“; zu k.-u.-k.-Zeiten war der Kurort weltbekannt.
UNESCO hat Bad Ischl aus der Anwärterliste gestrichen, dafür aber die Kurstadt Baden belassen.

Ach, was hatte der Kurort Ischl zur Zeit der Donaumonarchie europaweit doch einst für Anziehungskraft. Er war eine Art Cannes oder St. Moritz der Sommerfrische. Ein Platz, wo es die Reichen, Schönen und Mächtigen nahezu magisch hinzog. Wer dazugehören wollte, musste in der Salzkammergut-Metropole sein. Schließlich war er dort – der Kaiser, der "Franzl" und seine "Sisi".

Franz Joseph und Elisabeth feierten 1853 in Ischl ihre Verlobung. Und am 18. Juli 1914 verfasste der Monarch in der Kaiservilla das Manifest "An meine Völker!", in dem er dem Königreich Serbien den Krieg erklärte. Im Schlepptau des Kaisers verbrachten prominente Künstler wie Anton Bruckner, Johann Strauß, Franz Lehár und Johannes Brahms hier ihre Sommer. Der Ort darf sich überigens erst seit 1906 Bad Ischl nennen.

Doch der internationale Glanz vergangener Tage scheint inzwischen einigermaßen verblasst. Wie wäre anders zu erklären, dass Bad Ischl von einer europäischen Jury aus der Anwärter-Liste jener historischen Kurstädte gestrichen wurde, die sich um den Rang des UNESCO-Weltkulturerbes beworben haben. Eine Entscheidung, die dem Stolz der Ischler einigermaßen zusetzt. Vor allem, da der zweite heimische Anwärter, die Kurstadt Baden, noch im Rennen um die UNESCO-Auszeichnung ist.

"Wir wurden unter 45 Bewerbern nur auf Platz 41 gereiht – das signalisiert, wir hätten als Kurort nur geringe historische Bedeutung. Etwas, das doch schwer nachvollziehbar ist", weiß Stadtchef Hannes Heide keine plausible Erklärung für die Schmach.

Es sei verstörend, dass Bad Ischl sogar in den Anforderungsprofilen hinsichtlich "prominenter Gäste" und "historischer Ereignisse" schlecht bewertet worden sei. Heide: "Das ist schon sehr verwunderlich." Der Bürgermeister vermutet, das Bundeskanzleramt, das sich international für die Bewerbung einsetzen hätten sollen, habe eher den Konkurrenten aus Baden forciert. "Wenn wir nachgefragt haben, ob bei der Bewerbung noch etwas gebraucht werde, hieß es: ,Ihr seid eh so gut, macht’s euch keine Sorgen.‘" Aus Deutschland habe er schließlich erfahren müssen, dass die Unterlagen doch nicht den Erwartungen entsprachen: "Da gab es dann leider keine Möglichkeit mehr, noch etwas nachzureichen."

Überraschung in Baden

Probleme, die Baden anscheinend nicht hatte. Laut Heide musste die nö. Kurstadt – auch sie blickt auf eine mondäne Vergangenheit zurück – im Gegensatz zu Bad Ischl auch nicht für seine Bewerbungsunterlagen zahlen.

Vorwürfe, die man in Baden nicht nachvollziehen kann: "Wir wissen wirklich nicht, was damit gemeint ist. Es gab einen gemeinsamen Auftrag für eine wissenschaftliche Aufbereitung der Unterlagen. Aber da haben wir genauso unseren Teil eingezahlt", sagt Klaus Lorenz, Tourismusdirektor der Stadt Baden.

Generell ist man im nö. Kurort etwas über die Anschuldigungen überrascht: "Wir haben eigentlich sehr gute Kontakte zu Bad Ischl. Das kann Herr Heide eigentlich nur aus der Enttäuschung heraus gesagt haben. Wir werden darüber reden und dann hoffentlich wieder Freunde sein", betont Lorenz.

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