„Der Egoismus ist die treibende Kraft“
Der menschliche Egoismus ist zur treibenden Kraft geworden“, kritisierte der Schweizer Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst bei seinem Vortrag „Verantwortung der Wissenschaft für eine bessere Zukunft“ an der Uni Linz. Die Suche nach dem persönlichen Profit sei die Wurzel allen Übels. Umweltzerstörung, Kriege oder die Finanzkrise seien wegen der Profitgier entstanden.
Dieser Selbstsucht der Menschen könne man mit Bildung begegnen. „Hier kommt vor allem den Akademikern eine große Verantwortung zu“, erklärte der Professor dem Publikum im gut gefüllten Hörsaal. Schließlich besuchen die Führungskräfte von morgen die Hochschulen. Hier sei es wichtig, ihnen Verantwortung und Ethik zu vermitteln, die er vor allem in der globalen Finanzwirtschaft vermisse. „Dort ist es zu einer moralischen Krise gekommen“, sagte Ernst, der 1991 wegen seiner bahnbrechenden Forschungen zur magnetischen Kernresonanz den Chemie-Nobelpreis bekommen hat.
An der Branche, die zu sehr nach dem Profit strebe, übte der Nobelpreisträger Kritik wie ein Mitglied einer sozialistischen Studentenorganisation. „Der freie Markt ist eine Illusion.“ Gerade die letzte Krise habe gezeigt, dass er nicht funktioniere. Vielmehr solle es eine „verantwortungsvolle Marktwirtschaft“ geben.
Neue Steuern
Außerdem trat er als Befürworter von einer internationalen -Steuer und einer Finanztransaktionssteuer auf Devisengeschäfte auf. Und auch sonst hatte Ernst viel an der aktuellen geopolitischen Situation auszusetzen. Die USA habe zu viel Macht und es sei eigentlich ein Gegengewicht dazu nötig.
Außerdem brauche es eine stärkere UNO, einen wirksamen Internationalen Strafgerichtshof und eine Erneuerung der Welthandelsorganisation WTO. „Hier müssen die Länder der Dritten Welt ein größeres Gewicht bekommen.“
Trotz des finsteren Bilds, das er über die Weltlage zeichnete, äußerte er Hoffnung: „Die junge Generation kann Fehler vermeiden, die wir begangen haben.“
Menschen müssten nur wieder das Wohl der Gesellschaft im Auge behalten. Seinen akademischen Kollegen im Hörsaal gab der Professor mit auf den Weg: „Wissenschaft muss immer das Ziel haben, etwas für die Menschen zu leisten.“
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