Umbau des Linzer Busterminals: Was wird aus den Obdachlosen?

Busterminal in Linz ist aktuell eine Baustelle
Einige kommen in Notschlafstellen unter; Bahnhofmission nach Fertigstellung des Umbaus gefordert.

Zusammenfassung

  • Der Umbau des Linzer Busterminals verdrängt obdachlose Menschen, die dort Zuflucht fanden.
  • Die KPÖ fordert stationäre soziale Dienste und öffentliche WC-Anlagen, um die Situation zu verbessern.
  • B37 und die Stadtverwaltung diskutieren über bestehende Angebote und die Verantwortung für die Obdachlosen.

Die geschützten Kojen, also Wartebereiche, gaben Sicherheit. "Da hatte jeder ein kleines Wohnzimmer und der nächste Bekannte war nur ein paar Meter entfernt." So beschreibt Christian Gaiseder, B37-Geschäftsführer, die Situation der Obdachlosen bisher am Linzer Busterminal.

Streetworker der Sozialeinrichtung waren auch Sonntag und Montag bei Beginn der Bauarbeiten vor Ort, um jenen Menschen zu helfen, die nun weg müssen. "Zwei sind zu uns in die Notschlafstelle gekommen, bei den anderen wissen wir nicht, wo sie derzeit sind", sagt Gaiseder. Prinzipiell hätten die Häuser des B37 noch Kapazitäten, um weitere wohnungslose Menschen aufzunehmen.

42 Regionalbuslinien des Verkehrsverbundes und sechs Linien der Linz AG nutzen das Busterminal am Linzer Hauptbahnhof. Rund 500 Busse sind hier pro Tag unterwegs. Seit dieser Woche wird dort gebaut.

Ort wird aufgewertet

Das bedeutet zum einen, dass der dunkle, unwirtliche Ort nach vielen Jahren der Planung und diversen Finanzierungsstreitereien zwischen Stadt und Land endlich aufgewertet wird. Und zum anderen, dass es auch soziale Aspekte zu bedenken gibt:

Für die KPÖ ist weiterhin nicht geklärt, was mit den obdachlosen Menschen passiert, die sich dort regelmäßig aufgehalten haben. Nach dem Umbau wird ein Wachdienst dafür sorgen, dass sie nicht mehr zurückkehren können – eine Maßnahme, die das Problem lediglich verdränge, anstatt Lösungen zu schaffen, heißt es seitens der Partei. Diese fordert daher die Errichtung eines stationären sozialen Dienstes sowie kostenlose, öffentlich zugängliche WC-Anlagen am Hauptbahnhof.

Ruheraum & Toiletten

Bereits vor einem Jahr gab es den Antrag im Gemeinderat auf Einrichtung eines Pilotprojekts für eine Bahnhofsmission. Ein Bahnhofsozialdienst mit Ruheraum, sanitären Einrichtungen und einem Beratungsangebot für obdachlose Menschen, Suchtkranke und Reisende in Notsituationen wäre ein wichtiger Schritt, um soziale Infrastruktur am Linzer Bahnhof zu schaffen.

Ein Blick in andere österreichische Städte zeigt, dass solche Projekte längst Realität sind: In Graz eröffnete im Jänner 2024 wieder eine Bahnhofsmission der Caritas. Auch in Wien, Salzburg und Innsbruck gibt es Bahnhofsozialdienste, die als wichtige Anlaufstellen für Menschen in Not dienen. 

„Der Umbau des Busterminals darf nicht zulasten jener Menschen gehen, die auf die Wärme und den Schutz am Bahnhof angewiesen sind. Gerade jetzt wäre ein Bahnhofssozialdienst dringender denn je“,  so KPÖ-Gemeinderat Michael Roth-Schmida.

Bestehende Möglichkeiten nutzen

Das sieht B37-Geschäftsführer Christian Gaiseder anders: "Da bin ich kein Freund davon. Es sollen die bestehenden Tageszentren und Möglichkeiten genutzt werden." Das Angebot zu erhöhen, müsse nicht zwingend die beste Lösung sein.

Auch die Gemeinderats-Fraktion LinzPLUS will von der zuständigen Vizebürgermeisterin Karin Hörzing, SPÖ, in einer Anfrage wissen: "Wie und wer kümmert sich um die Obdachlosen, die am Busbahnhof Zuflucht gefunden haben und sich dort zum Teil schon seit Jahren in den gläsernen Kojen ‘eingerichtet’ haben?"

Umbau des Linzer Busterminals: Was wird aus den Obdachlosen?

Linz finanziert zu 25 Prozent (1,7 Mio. Euro) mit, die Gesamtkosten für Umbau und Modernisierung sind mit 6,85 Millionen Euro veranschlagt. Im Büro der Vizebürgermeisterin fühlt man sich trotzdem nicht zuständig und verweist auf das Ressort von Soziallandesrat Christian Dörfel, ÖVP.

Von dort heißt es: "Beispielsweise wurde mit dem „NEST“ von B37 erst im letzten Jahr eine landesfinanzierte Einrichtung geschaffen, die Obdachlose mit Suchterkrankungen (wie sie auch im Busterminal anzutreffen sind) betreut. Sollten sich durch die Renovierung neue Bedarfe ergeben, so wird dazu eine Abstimmung mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe erfolgen.“

Für den gesamten Bahnhofsvorplatz und auch das Busterminal ist übrigens derzeit ein Prozess im Laufen, der die Brennpunkte herausfiltern und Lösungen hervorbringen soll. Ähnlich dem Vorgehen im Linzer Volksgarten soll auch hier verstärkt auf aufsuchende Sozialarbeit gesetzt werden. Erste Ergebnisse werden kommende Woche präsentiert.

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