Obdachlos und suchtkrank: Wohnmöglichkeit im neuen Linzer "Nest"

Obdachlos und suchtkrank: Wohnmöglichkeit im neuen Linzer "Nest"
Erstmals in Oberösterreich gibt es Unterkunft und Betreuung für Menschen mit Suchterkrankungen, die sonst auf der Straße leben.

Angebote der Obdachlosenhilfe richten sich normalerweise an Menschen ohne Suchtproblem.

Was ist aber mit jenen, die ein bestehendes Drogenproblem haben und auf der Straße leben? Wo kommen sie unter? 

Bis dato war es für diese Menschen schwer bis unmöglich, einen Schlafplatz zu bekommen. Ab sofort ist das anders. In Linz gibt es nämlich jetzt das "Nest".

Laut Erhebungen des Sozialvereins B37 gibt es in Linz etwa 50 solcher Personen, die von der Wohnversorgung ausgeschlossen sind. Zu gesundheitlichen, psychischen und sozialen Problemen kommt bei dieser Klientel meist eine psychiatrische Störung hinzu.

Bisher zu hohes Risiko

Dass diese Personengruppe aus bestehenden Angeboten der Wohnungslosenhilfe bis dato ausgeschlossen ist, dient dem Schutz der anderen Bewohnerinnen und Bewohner und den Mitarbeitenden. Außerdem besteht eine Gefährdung durch Stichunfälle, zurückgelassene Spritzen oder der Übertragung von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis.

Obdachlos und suchtkrank: Wohnmöglichkeit im neuen Linzer "Nest"

B37-Geschäftsführer Christian Gaiseder, Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und der Koordinator für den Sozialbereich von B37 Sebastian Hauser (v. li.)

„Es ist nicht nur unsere Verpflichtung, auch dieser Zielgruppe zu helfen. Meist ist diese Klientel außerdem an Hotspots wie Parks oder Bahnhöfen zu finden, was keine adäquate Unterkunft ist und das subjektive Sicherheitsgefühl beeinträchtigt", sagt Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer, ÖVP.

Der Sozialverein B37 geht dieses Problem mit der Einrichtung "Nest" nun erstmals offensiv an. B37 hat es sich zum Ziel gesetzt, auch diese Zielgruppe mit Wohnraum zu versorgen bzw. darauf aufbauend eine medizinische Grundversorgung, soziale Integration, Risikominimierung und Abstinenzorientierung sicherzustellen.

14 Plätze und 15 Fachleute vor Ort

Die Einrichtung bietet 12 bis maximal 14 Wohnplätze an, die in zwei Wohngemeinschaften mit je drei Einzelzimmern und zwei Wohngemeinschaften mit je vier Einzelzimmern untergebracht sind. Für Frauen gibt es abgetrennte, geschützte Bereiche. Vor Ort kümmern sich ca. 15 Sozialarbeiter und Experten um die Klienten. Die Dauer der Unterstützungsleistung ist befristet auf zwei Jahre.

Zielgruppe sind volljährige Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind und einen problematischen, multiplen Substanzkonsum und eine manifeste Drogenabhängigkeit aufweisen. Das Angebot richtet sich an alle, die sich freiwillig in Betreuung begeben.

Der Sozialverein B37 hat in Linz im vergangenen Jahr insgesamt 810 Klientinnen und Klienten dauerhaft betreut, 130.000 Nächtigungen und 1.800 Aufenthalte in den unterschiedlichen Einrichtungen ermöglicht.

Kommentare