Im Vergleich zur Nationalratswahl, die im September geschlagen wurde, ist Raml um genau drei Prozent hinter seinem Ergebnis geblieben, Hajart "nur" um 0,4 Prozent. In den diesbezüglichen Umfragen haben sich die beiden Parteien seit dem Scheitern der Dreier-Koalition um der 180-Grad-Kehrtwende der ÖVP Richtung FPÖ viel stärker von einander weg entwickelt.
Dieser Trend könnte der - schon zuvor seitens der Linzer ÖVP befürchteten - Entwicklung den letzten Anstoß in Richtung Platz drei gegeben haben. Dabei konnte Hajart das ÖVP-Ergebnis des Jahres 2021 - damals ist Bernhard Baier auf 16,4 Prozent gekommen - übertreffen. Raml allerdings jenes seines freiheitlichen Vorgängers Markus Hein, der 12 Prozent erhielt, noch deutlicher.
Die Landes-ÖVP übt sich nun in Zweckoptimismus, obwohl ihr Linzer "Mister Propper", der Saubermann Hajart, ein paar Kratzer abbekommen hat.
In der Vorwoche hatte Landeshauptmann Thomas Stelzer auf die Frage, ob Hajart angesichts der Entwicklungen auf Bundesebene schon abzuschreiben sei, noch gemeint, man dürfe "die Rechnung nicht ohne den Wirt, also die Wählerinnen und Wähler machen".
Jetzt liegt die Rechnung am Tisch und die Volkspartei übt sich in Zweckoptimismus. Landesgeschäftsführer Florian Hiegelsberger sieht diese Wahl als "wichtigen Schritt in Richtung Wahl 2027". Denn die Amtszeit des neuen Bürgermeisters, der in zwei Wochen in der Stichwahl zwischen Prammer und Hajart gewählt wird, dauert nur zweieinhalb Jahre.
Wie die FPÖ reagiert
Im Freudentaumel liegt hingegen der Regierungspartner der ÖVP im Land, Manfred Haimbuchner (FPÖ). "Der Einzug in die Stichwahl zeigt klar: Die Bevölkerung will die FPÖ in Verantwortung sehen. Die Linzer haben heute mit ihrer Stimme für den freiheitlichen Bürgermeisterkandidaten Raml bestätigt, dass der freiheitliche Kurs stimmt."
Haimbuchner und Raml sehen sogar Chancen, das Bürgermeisteramt zu holen.
Prammer lässt Lugers Lügen vergessen
Der "Didi" hat gehalten, wie er in seiner Kampagne versprochen hat. SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer war am Sonntag selbst überrascht, dass der Balken bei der SPÖ auf über 40 Prozent geklettert ist. 25.575 Stimmen gingen an ihn, mehr als an Raml und Hajart zusammen. Und damit hat er das achtbare Ergebnis der Nationalratswahl (28,4 Prozent) deutlich übertroffen.
Und er braucht auch den Vergleich mit seinem Vorgänger Klaus Luger nicht zu scheuen. Dieser hatte im ersten Wahlgang 2021 43,7 Prozent der Stimmen erreicht, Prammer liegt trotz Lugers Lügen-Affäre, die der SPÖ eine doch schlechte Ausgangslage beschert hat, nur etwas mehr als drei Prozent hinter seinem Mentor.
SPÖ-Wähler blieben zu Hause, andere wechselten hin
Wobei sich laut einer Wählerstromanalyse die Affäre bei den SPÖ-Wählern durchaus bemerkbar gemacht hat. Denn laut orf.at sind 43 Prozent der Wähler, die 2021 noch Luger und die SPÖ gewählt haben, diesmal zu Hause geblieben.
Allerdings konnte Prammer Linzerinnen und Linzer aus ÖVP und von den Grünen ansprechen. Was Eva Schobesberger, Kandidatin der Grünen, zu spüren bekam.
Sie stürzte auf Platz 4 ab und konnte das Ergebnis von 2021 (14,6 Prozent) mit diesmal 13 Prozent nicht halten. "Viele haben jetzt taktisch gewählt, damit die FPÖ nicht weiter gestärkt wird", ist sie überzeugt, dass sie viele grüne Stimmen an die SPÖ verloren hat.
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