Ein Feuerwerk des klassischen Genusses
Noch nie gehörte Raritäten, Reichtümer und musikalische Schätze, anerkannte Interpretinnen und Interpreten, impulsive Dirigentinnen und Dirigenten, Superstars, international gefragte Orchester und ein breit gefächertes Programm: Das alles bietet das Internationale Brucknerfest Linz 2021. Unter dem Motto „Mutige Impulse – Bruckner und seine Schüler*innen“ wird ein thematisch konsistenter Bogen von Anton Bruckners Geburtstag am 4. September bis zu seinem Todestag am 11. Oktober bei über 30 Veranstaltungen gespannt. Die Rede beim heutigen Festakt am 12. 9. wird Bundespräsident a. D. Heinz Fischer halten.
Das Internationale Brucknerfest Linz 2021 lädt in einem Jahr voller Herausforderungen mit einer ganz besonderen Geschichte dazu ein, Anton Bruckner als Menschen, als Komponisten, als Lehrenden, als mutigen Impulsgeber, als Meister und auch als Freund kennenzulernen, und gibt weitgehend vergessenen Komponistinnen und Komponisten eine Stimme.
Wie sich der Meister und seine Jünger beeinflussten
Hampson & Haselböck. Starbariton Thomas Hampson wird sich den instrumentalen Auszügen aus Hugo Wolfs einziger Oper „Der Corregidor“ sowie ausgewählten Orchesterliedern annehmen. Dirigent Martin Haselböck und das Orchester Wiener Akademie stellen dem Bruckners Sinfonie Nr. 3 d-Moll entgegen.
Unter dem Titel „Jünger und Meister. Hugo Wolf und Anton Bruckner“ geht es am 3. Oktober um die kuriose Entstehungsgeschichte der 1889 fertiggestellten dritten Fassung des Werkes. Die Bruckner-Schüler Franz und Josef Schalk sowie Gustav Mahler nahmen erheblichen Einfluss auf das Stück und liefern damit ein Beispiel für die künstlerische Wechselwirkung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses.
Zwei Starpianistinnen gemeinsam an den Tasten
Argerich & Zilberstein. Die Einstudierung der Klavierfassung von Bruckners „Dritter“ war krankheitsbedingt nicht möglich. Den Auftritt im Linzer Brucknerhaus am 29. September, bei dem nun Werke von Mozart, Schumann, Brahms, Liszt und Bruckner erklingen werden, wollten Martha Argerich und Lilya Zilberstein aber unter keinen Umständen absagen.
Martha Argerich ist mittlerweile 80 Jahre alt, aber an den Tasten noch immer eine Naturgewalt. Die argentinisch-schweizerische Pianistin ist oft gemeinsam mit ihrer Duo-Partnerin Lilya Zilberstein anzutreffen. Zilberstein ist eine russische Klavierspielerin, die in Wien lebt und seit 2015 als erste Frau den Lehrstuhl für Klavier an der Uni für Musik und Darstellende Kunst Wien innehat.
Volle Frauenpower und eine Hommage an eine große Linzerin
Klassische Klangwolke. Zum rein weiblich besetzten Female Symphonic Orchestra Austria unter der Leitung seiner Gründerin Silvia Spinnato, einer jungen, italienischen Dirigentin, treten für das Violinkonzert die weltweit gefragte Geigerin Francesca Dego und für die Sinfonie die Organistin Magdalena Hasibeder, ebenfalls Linzerin, sowie die international gefeierte Sopranistin Jacquelyn Wagner hinzu. Gemeinsam wollen all diese Frauen eine Lanze brechen für eine bedeutende Komponistin aus Linz. Bei der klassischen Klangwolke am 18. 9. kommen Werke der Bruckner-Schülerin Mathilde Kralik von Meyrswalden zur Aufführung. Das Konzert ist Frauen und Mädchen in Afghanistan gewidmet und soll auf die Oppressionen durch die Taliban aufmerksam zu machen.
Lesung aus Briefen von Bruckners Schülern
Wolfgang Böck. Der vierte Teil der beliebten Reihe „Böck ist Bruckner“, von deren Abenden sukzessive Livemitschnitte auf CD erscheinen, zeigt Bruckner als Lehrer und zugleich als Mittelpunkt eines Kreises von Schülerinnen und Schülern, der ihm wohl auch als eine Art Familienersatz diente. Zu hören sind an Bruckner gerichtete und von ihm verfasste Briefe sowie Auszüge aus den zahlreichen Erinnerungsschriften der Studierenden. So vermittelt die Lesung mit Schauspieler Wolfgang Böck am 2. Oktober einen lebendigen Eindruck von den Unterrichtsmethoden Bruckners.
Der literarische Abend wird von Werken von Bruckners Schülerinnen und Schülern untermalt, Elisabeth Wimmer singt Sopran, Daniel Linton-France spielt Klavier.
Ein Geiger an der Violine und am DJ-Pult
Bruckner Beats. Die Plattform K+K Vienna nimmt sich der eher unbekannten Kammermusik Anton Bruckners und seiner Schüler an. Wenn dann am 1. Oktober am Ende des Konzerts die klassischen Klänge verstummt sind, geht es anders als erwartet weiter. Einer der Geiger von Plattform K+K Vienna tauscht nämlich die Violine gegen das DJ-Pult. Die Bruckner Beats beginnen ab 22 Uhr. Kirill Kobantschenko ist nicht nur seit 2001 als erster Violinist im Orchester der Wiener Staatsoper und seit 2004 als Primgeiger der Wiener Philharmoniker tätig, sondern legt in seiner Freizeit als DJ in Clubs Elektro- und Popmusik auf. Diesem Hobby geht er nun auch beim heurigen Internationalen Brucknerfest Linz nach und zeigt, dass Bruckner und tanzbare Beats kein Widerspruch sein müssen.
Kammermusik als Abschluss der TONALi-Tour
TONALi Trio. Das Konzert, für das sich drei junge, schon international gefragte Musikerinnen und Musiker zum TONALi Trio zusammenschließen, bildet den Abschluss der österreichweit ersten Kooperation mit TONALi Tour. Das ist ein Projekt, das Jugendliche aus drei Linzer Schulen in das gesamte Veranstaltungsmanagement eines Konzerts miteinbezieht.
Johanna Ruppert an der Violine, Christoph Heesch am Violoncello und Alexander Vorontsov am Klavier spielen am 9. Oktober spannenden Klaviertrios von Anton Bruckners Schülern Paul Caro, Mathilde Kralik von Meyrswalden und Franz Marschner. Alle drei widmeten sich, im Gegensatz zu ihrem Meister, mit großer Leidenschaft der Komposition von Kammermusikwerken.
Ein Gedenkkonzert zum 195. Todestag Anton Bruckners
Hartmut Haenchen. Am 195. Todestag Anton Bruckners, dem 11. Oktober, endet das Internationale Brucknerfest Linz mit dem Gedenkkonzert in der Basilika des Stiftes St. Florian, das heuer sein 950-jähriges Bestehen feiert. Erstmals steht dabei ein sinfonisches Werk Bruckners auf dem Programm, und zwar die Sinfonie Nr. 5 B-Dur. Ihm voran geht eine Trauermusik e-Moll für großes Orchester, die Otto Kitzler, Bruckners wichtigster Lehrer, wohl 1904/’05 zum Andenken an seinen bedeutendsten Schüler schrieb.
Am Pult des Bruckner Orchester Linz steht mit Hartmut Haenchen ein ausgewiesener Bruckner-Experte und einer der großen Bruckner-Dirigenten unserer Zeit, dessen bisher einziger Auftritt im Brucknerhaus Linz fast 46 Jahre zurückliegt.
Kommentare