Kulturelles Feuerwerk an der Donau

Drei riesige Boote mitten auf der Donau, die als schwimmende Bühnen für die Klangwolke am 10. 9. verwendet werden. Jean Ziegler als Festredner zur Eröffnung des Internationalen Brucknerfests. Und mehr als 1000 Kunstschaffende aus aller Welt beim Ars Electronica Festival: Linz zeigt sich ab kommendem Wochenende kulturell von seiner internationalen Seite – mit zahlreichen Veranstaltungen.

Von Götterwelten und Naturgewalten

Linzer Klangwolke. Derzeit geht es rund auf der Linzer Donaulände. Nur mehr sieben Tage sind es, bis zum  großen Open-Air-Spektakel bei freiem Eintritt. Die Linzer Klangwolke 22 unter dem Titel „Mother Gilgamesh“ lädt am 10. September um 20.30 Uhr  in den Donaupark. Der Prozess unter der szenischen Leitung von Regisseur Pierre Audi ist  im Zeitplan: Die Filmaufnahmen mit Hauptdarstellerin Sunnyi Melles, die die Erzählerinnen-Rolle innehat, sind bereits abgeschlossen und in das  Videodesign von Gilbert Nouno eingebettet.

Dramaturg Klaus Bertisch schrieb dazu die für die Inszenierung zentralen Texte der Rolle der „Mother Gilgamesch“. Das Sounddesign von Stefan Gregory (Eigenkompositionen und Arrangements von bestehender Musik) nimmt im Gesamtkunstwerk der Klangwolke ebenfalls einen wichtigen Stellenwert ein und wird derzeit noch in enger Abstimmung mit der szenischen Umsetzung und dem Videodesign finalisiert.

5000 Jahre alt

Die St. Florianer Sängerknaben haben sechs kurze Chorsequenzen, unter anderem von Bruckner, eingesungen und werden   vor Ort sein. Mehr als 5000 Jahre ist das Gilgamesh-Epos alt und dennoch aktuell: Es schildert die Geschichte Gilgameshs, seine Heldentaten, Abenteuer und seine Suche nach der Unsterblichkeit. Poesie, wilde Tyrannei, Wahnsinn, Feindschaft, die in Freundschaft mündet, in Liebe gipfelt und viele weitere Facetten deckt das literarische Meisterwerk ab.

Naturgewalten wie Wasser und Feuer werden in der Umsetzung eine große Rolle spielen. Die Erzählung wird thematisch auf drei riesigen Booten mitten auf der Donau dargestellt werden. Die Naturfreunde OÖ werden als kletternde Statisten die professionellen Stuntmen und -women unterstützen.

Ein Feuerwerk der Visionen

Internationales Brucknerfest. Er gilt als einer der bekanntesten Kapitalismus- und Globalisierungskritiker weltweit, hat etliche  Bücher veröffentlicht, an Unis gelehrt und war der erste  UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Wenn Jean Ziegler am 11. September seine Rede anlässlich der Eröffnung des Internationale Brucknerfestes hält, wird es alles andere als gemütlich werden. Mit viel Sachwissen und Erfahrung wird der gebürtige Schweizer heiße gesellschaftliche Eisen wie etwa die ökonomische und politische Ausbeutung der Länder der Dritten Welt thematisieren.

Eine Spurensuche

Das Internationale Brucknerfest Linz 2022 lädt das Publikum vom 4. September bis zum 11. Oktober 2022 unter dem Motto „Visionen – Bruckner und die Moderne“  ein, sich auf Spurensuche zu begeben: Das Klassikfestival schließt  auf seiner Entdeckungsreise durch   Leben und Werk Anton Bruckners thematisch den Kreis.

Für die Nachwelt

Nach den Schülerinnen und Schülern Bruckners, die 2021 im Fokus standen, gilt die Aufmerksamkeit heuer neuen musikalischen Welten, der Modernität des Linzer Komponisten und seinem Einfluss auf die Nachwelt. Überraschungen sind vorprogrammiert, Verwunderungen nicht ausgeschlossen, denn neben Vertrautem wartet bei 33 Veranstaltungen an 10 Spielstätten (unter anderem Brucknerhaus Linz, Pfarrkirche Ansfelden, Alter Dom Linz, Mariendom Linz, Stiftsbasilika St. Florian) ganz viel Neues auf das Publikum.

Ausnahmebratschist Nils Mönkemeyer (4. 9.), die international gefeierte, lettische Geigerin Baiba Skride (11. 9.), der Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz Markus Poschner (11. 9., 5., 6., 11. Oktober), Franz Welser-Möst (16. 9.), die Stardirigenten Christian Thielemann (14. 9.) und Vasily Petrenko (15. 9.), Bariton Ludwig Mittelhammer und sein renommierter Begleiter Helmut Deutsch (20. 9.), das umjubelte Fauré Quartett (23. 9.), Jazzstar Thomas Enhco (24. 9.), der junge russische Pianist Dmitry Shishkin (25. September), Dirigent Eugene Tzigane (30. 9., 1. 10.) und der  Cello-Shootingstar Christoph Heesch (5., 6. 10.), Publikumsliebling Wolfgang Böck (8. 10.) oder der dirigierende und komponierende Oscar Jockel (11. 9., 9. 10.) sind nur einige jener Bühnenstars, die auftreten werden.

www.brucknerhaus.at

Eine gerechte Welt: Wie geht das?

Ars Electronica Festival.  Ein anderes Leben ist möglich. Aber wie? „Welcome to the Planet B“ ist  das Motto des heurigen Ars Electronica Festivals, das von 7. bis 11. 9. in Linz und weltweit über die Bühne geht.

Gute Klimapolitik gilt den einen als schlechte Wirtschaftspolitik, gute Wirtschaftspolitik den anderen als schlechte Sozialpolitik und gute Sozialpolitik den dritten wieder als schlechte Klimapolitik. So weit, so unbefriedigend. Wie aber zu konsensfähigen Strategien kommen, wenn berechtigte Standpunkte einander ständig entgegenstehen? Welche Prioritäten setzen, in einer Zeit, in der niemand mehr weiß, welche Krise nun die schwerwiegendere ist?

Diesen und noch viele andere Fragen werden rund 1000 Künstlerinnen und Künstler, Forscherinnen und Forscher,  Unternehmerinnen und Unternehmer,  und Studierende aus aller Welt bei der diesjährigen Ars Electronica nachgehen.  Sie werden elf Locations in Linz und eine virtuelle Kunsthalle bespielen.

Konzerte & Gespräche

Was Interessierte unter anderem erwartet: Ausstellungen zu den dramatischen Folgen des Klimawandels, Konferenzen und Podiumsdiskussionen rund um Strategien für und Wege in eine andere, bessere Zukunft,  Konzerte mit Laurie Anderson, Dennis Russell Davies, der Filharmonie Brno, Rubin Kodheli oder Maki Namekawa, ein immersives Tête-à-Tête mit Mona Lisa, außergewöhnliche Begegnungen in der Baumkrone einer 40 Meter hohen Platane oder der fiktive Umweltgerichtshof im Rahmen der Festival University.

ars.electronica.art