Braunaus braune Straßennamen: Cornelius Obonya fordert Umbenennung

Mitte März hat Braunau, die oberösterreichische Geburtsstadt von Adolf Hitler, einen ersten Schritt im Umgang mit historisch belasteten Personen gesetzt. Der Gemeinderat hat zwei Persönlichkeiten mit NS-Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft aberkannt.
Dem Komponisten und "völkischen Tondichter" Josef Reiter, bereits 1929 Wahlkandidat der NSDAP, und "Gauheimatpfleger" Eduard Kriechbaum. Allerdings ist das nur eine halbe Sache, denn nach den beiden Personen sind in Hitlers Heimatgemeinde eine Straße und eine Stiege benannt.
Historiker hat NS-Belastung nachgewiesen
Eine Umbenennung der Straße und der Stiege ist nicht erfolgt, obwohl der Historiker und Leiter des Gedenkorts Schloss Hartheim, Florian Schwanninger, in einer wissenschaftlichen Aufarbeitung diese beiden Personen sowie Franz Resl, nach dem ebenfalls eine Straße in Braunau benannt ist, in die Kategorie 1, also höchst belastet, eingestuft hat.
In Linz wurden der Reslweg sowie drei weitere historisch belastete Straßennamen geändert.
Jetzt hat sich der Schauspieler Cornelius Obonya als ehrenamtlicher Präsident der Aktion gegen Antisemitismus in Österreich in dieser Angelegenheit mit einem offenen Brief an Johannes Waidbacher, den ÖVP-Bürgermeister von Braunau, gewandt: "Schon sehr lange, so empfinde ich es jedenfalls, steht eine Umbenennung von Straßen in Braunau, die eindeutig Namen tragen, die nationalsozialistisch belastet sind, zur Diskussion. Und dies mit einem gewissen Stillstand."
Obonya: "Ist nicht mehr zumutbar"
Die Israelitische Kultusgemeinde habe diesen unerträglichen Zustand für Oberösterreich mehrmals angesprochen und eine rasche Lösung eingemahnt, er stelle sich entschieden hinter diese Forderung: "Es ist Österreicherinnen und Österreichern jüdischen Glaubens schlicht nicht mehr zuzumuten - ob dies nun in Braunau, Wien oder an irgendeinem Ort im Land sein mag, derartige Straßenbezeichnungen, bzw. generell Namen oder Nennungen von Männern und Frauen vorzufinden, die eindeutig und - auch - historisch wissenschaftlich erwiesenermaßen einer Ideologie angehangen sind, die die Verachtung, bis hin zur Tötung, von Menschen jüdischer Religion vorangetrieben, oder zumindest gutheißend gebilligt haben."
Memory Gaps ist die Kunstinitiative des Gedenkens von Konstanze Sailer.
Diese Initiative fordert die Umbenennung etwa der Josef-Reiter-Straße in Braunau seit vielen Jahren.
Dabei erinnert die Initiative daran, dass in Braunau nach 1945 einige Plätze umbenannt - etwa der Adolf-Hitler-Platz und die Adolf-Hitler-Straße.
Josef Reiter bekam pikanterweise erst im Zuge dieser Umbenennungen "seine" Straße. Und das, obwohl Reiter für Hitler komponierte und er diverse NSDAP-Auszeichnungen erhalten hatte.
Schon 2004 wurde ihm laut Memory Gaps der Ehrengrabstatus am Wiener Zentralfriedhof aberkannt. Der Vorschlag von Memory Gaps: Die Josef-Reiter-Straße könnte nach Josefine Winter, Marcel Tyberg oder auch nach Viktor Ullmann, drei NS-Opfer, umbenannt werden."
Deshalb richte er diese "dringende und unmissverständliche Bitte" an den Bürgermeister von Braunau "zum Wohl des Ansehens im In- und Ausland, gerade in der Geburtsstadt eines der größten Mörders der Geschichte, endlich die Umsetzung der Namensänderungen anzuweisen bzw. auf deren Durchsetzung hinzuwirken. Haben Sie demokratischen Mut."
Freude über Unterstützung
Robert Eiter, Vorstandsmitglied des Mauthausen Komitees Österreich und Sprecher des Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, zeigt sich erfreut über Unterstützung des "zivilgesellschaftlich engagierten Künstlers der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, die ihrerseits das Mauthausen Komitee Österreich und das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus bei der Forderung nach Entfernung der braunen Flecken von Braunau unterstützt".
"Die unmissverständliche Stellungnahme Obonyas als Präsident der Aktion gegen den Antisemitismus erhöht den Druck auf Bürgermeister Waidbacher, 80 Jahre nach der Befreiung vom NS-Regime endlich reinen Tisch zu machen", ist Eiter überzeugt.
Waidbacher: "Neuerliche Beratungen"
Braunaus ÖVP-Bürgermeister Johannes Waidbacher sagt vorerst nichts zu dem Brief von Obonya, teilt aber in zur Umbenennung von historisch belasteten Straßennamen aufgrund der Ergebnisse des Braunauer Straßennamenberichts schriftlich mit, "dass dazu noch eingehende Beratungen in den Fraktionen bzw. zuständigen Gremien erfolgen werden. Das gilt auch für einen allfälligen Bürgerbeteiligungsprozess mit den betroffenen Anrainern."
Mit den Ergebnissen der Beratungen sei eine neuerliche Behandlung bzw. Beschlussfassung im Gemeinderat vorgesehen, so Waidbacher.
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