Aktuell ist das Hitlerhaus eine Baustelle. Seit Ende 2023 wird am Umbau gearbeitet. „Die Abbruch-, Sicherungs- und Fundamentierungsarbeiten wurden finalisiert und die Errichtung des Rohbaus des Untergeschoßes eingeleitet“, bestätigt ein Sprecher des Innenministeriums: „2026 sollen die Polizeiinspektion und das Bezirkspolizeikommando einziehen.“
Die Kosten sind in der Entwicklungsphase von rund fünf auf über 20 Millionen Euro explodiert, daran habe sich allerdings jetzt nichts mehr nach oben geändert, heißt es. Die Kritik, dort die Polizei, und nicht etwa eine Stätte des Gedenkens an die Nazi-Gräueltaten unterzubringen, ist nie verstummt.
Nazi-Ehrungen
Tagesaktuell schlägt allerdings eine andere Baustelle in Braunau auf. Die seit vielen Jahren diskutierte Umbenennung historisch belasteter Straßennamen. Um eine valide politische Entscheidungsgrundlage zu haben, wurde bei Florian Schwanninger, Historiker und Leiter des Gedenkorts Schloss Hartheim in Oberösterreich, eine „wissenschaftliche Erforschung von Straßennamen hinsichtlich möglicher historischer Belastungen“ in Auftrag gegeben.
„Diskutiert wird darüber seit über 15 Jahren“, weiß der Studienautor, „aber systematisch aufgearbeitet wurde es bislang nicht.“ Das ist jetzt erfolgt, der knapp 60 Seiten lange Bericht über Personen, die explizit in direktem Bezug zum Nazi-Regime stehen, liegt dem KURIER vor.
Vier Personen im Visier
Konkret geht es um vier Personen: Josef Reiter, Franz Resl, Eduard Kriechbaum und Wilhelm Scheuba. Die ersten drei stuft Schwanninger in die Kategorie höchst belastet mit „erheblichem Diskussionsbedarf“ ein. In Linz etwa wurde der Reslweg längst wegen dessen nachgewiesener Nazi-Belastung umbenannt.
Der Komponist Reiter, der sich antisemitisch äußerte, betrachtete den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich als sein hohes Ziel und verehrte den „Führer“ Adolf Hitler, von dem er sich die Verwirklichung seiner Ideale versprach“, heißt es in dem Bericht. Reiter habe auch Kontakt zu Hitler und hochrangigen NS-Führern gehabt.
"Verehrung des Führers"
Bei Kriechbaum erscheint Schwanninger eine Einstufung in die höchste Kategorie angebracht, weil dieser dem „Anschluss“ und die Verehrung des „Führers“ propagiert habe, sowie wegen seiner unentwegten publizistischen und volksbildnerischen Tätigkeit für Organisationen des Regimes und der Ausübung der hohen Funktion des „Gauheimatpflegers“. Scheuba ordnet Schwanninger „nur“ in der Kategorie 2 mit Diskussionsbedarf ein.
Entfernung angeregt
Das Mauthausen-Komitee kritisiert, dass 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus „ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsstadt noch immer ein Hitler-Günstling, fanatischer Nationalsozialist und Judenhasser Ehrenbürger“ sei, nach dem auch eine Straße benannt ist. Angesichts des Berichts müsse Braunau diese „braunen Flecken endlich entfernen“.
In einem Schreiben an den Bürgermeister habe das Komitee appelliert, die Ehrenbürgerschaft für Reiter aufzuheben und die nach Reiter, Resl und Kriechbaum benannten Orte umzubenennen. Der oö. Autor und Schriftsteller Ludwig Laher ergänzt: „Wer Judenhass und Herrenmenschenwahn verbreitet hat, ist als Ehrenbürger oder Namensgeber völlig untragbar.“
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