Betrüger kassieren bei trauernden Angehörigen

Betrüger kassieren bei trauernden Angehörigen
Mit professionell gefälschter Rechnung werden Hinterbliebene reingelegt.

Skrupellose Betrüger, die vermutlich europaweit agieren, nehmen derzeit verstärkt trauernde Angehörige ins Visier. Mit einer perfiden Masche versuchen sie von ihnen Geld herauszulocken. Um Misstrauen möglichst vorzubeugen, verschicken die Unbekannten ihre Rechnungen für eine angeblich im Internet veröffentlichte Parte im Namen eines lokalen Bestatters. Diese Unternehmer wissen davon natürlich nichts. Am Dienstag wurden drei aktuelle Fälle aus Neuhofen an der Krems (OÖ) bekannt.

Betrüger kassieren bei trauernden Angehörigen
Bestatter Paul Oberhuber, Neuhofen an der Krems, OÖ
"Ich bin nur zufällig darauf aufmerksam geworden. Angehörige haben sich bei mir beschwert, dass sie die angefallenen Kosten doch längst bezahlt hätten – ich war völlig perplex", erzählt Bestattungsunternehmer Paul Oberhuber (Bild) im KURIER-Gespräch. Er ließ sich die Rechnung vorlegen und erkannte sofort den Betrug. "Sie war sehr professionell gestaltet, allerdings war ein deutsches Bankinstitut und ein spanischer IBAN-Code angeführt." Oberhuber erkundigte sich daraufhin bei anderen Angehörigen, die kürzlich ebenfalls einen Trauerfall erlitten hatten, ob sie ähnliche Schreiben erhielten. "Zwei weitere Kunden haben mir das bestätigt." Geschädigt wurde jedoch nur eine Familie – sie hatte den geforderten Betrag in Höhe von 456 Euro bereits überwiesen. Dieses Geld gilt als unwiederbringlich verloren.

Europaweit

Laut Oberhuber dürften die Betrüger europaweit agieren. "Es scheint sich um eine ganze Bande zu handeln. Ich weiß inzwischen auch von Fällen in der Steiermark, in Niederösterreich und Wien."

Die Täter erfuhren die Namen der Verstorbenen aus jenen Parten, die tatsächlich von Bestattern im Internet veröffentlicht worden sind. Mit geringem Rechercheaufwand kommen sie zu den Adressen der Angehörigen. Gleichzeitig haben sie auch die Namen der jeweiligen Bestattungsunternehmer.

"Das besonders Verwerfliche ist, dass bei der Methode Menschen abgezockt werden, die sich aufgrund der akuten Trauer in einem psychischen Ausnahmezustand befinden", betont Oberhuber.

Wer nicht genau kontrolliere, könne Betrügern leicht zum Opfer fallen. Bei den aktuellen Fällen wurden die Rechnungen so gestaltet, dass die jeweiligen Posten einzeln aufgeschlüsselt waren. "Den Betroffenen ist sogar ein Rabatt in Höhe von 66 Euro in Aussicht gestellt worden." Der Betrag sollte binnen fünf Tagen beglichen werden, ansonsten würden zusätzliche Kosten anfallen. Auch eine deutsche Kundenservicenummer, eine Faxnummer und eMail-Adresse wurden angeführt. "Die Kopie der gesamten Parte ist ebenfalls abgedruckt."

Die Polizeiinspektion Neuhofen/Krems ersucht allfällig weitere Betroffene, sich unter der Telefonnummer 059133-43139 zu melden.

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