Bergbahnen-Vorstand: "Ein Viertel unserer 450.000 Gäste sind Tschechen"

Bergbahnen-Vorstand: "Ein Viertel unserer 450.000 Gäste sind Tschechen"
Die Skigebiete verzeichneten eine erfolgreiche Wintersaison. Skifahren über die Verhältnisse nimmt zu, sagt Helmut Holzinger, Vorstand der Hinterstoder-Bergbahnen.

Helmut Holzinger ist Vorstandssprecher der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG. Der 61-Jährige ist dort seit 1988 beschäftigt. Bei der Wirtschaftskammerwahl wurde er als Obmann der Fachgruppe Seilbahnen bestätigt.

KURIER: Sie verzeichneten 450.000 Skigäste, ein Plus von sieben Prozent.

Helmut Holzinger: Wir haben nun wieder die Zahlen der Vor-Corona-Zeit und damit unser Ziel erreicht. Die Gründe waren gutes Wetter, gute Pisten und eine gute Nachfrage. Wir haben durch das gute Wetter eine sehr gute Verteilung der Skigäste über die gesamte Saison geschafft. Die 130.000 Eintritte bei der Wurzeralm sind auch nicht selbstverständlich. Wir konnten durch den Naturschnee, vermischt mit dem Maschinenschnee, Ende November eine 30 Zentimeter dicke Piste präparieren.

Wie verteilen sich die Gäste?

Von den 450.000 Gästen sind ein Drittel Saisonkartenbesitzer, ein Drittel Tagesgäste und rund ein Drittel Wochengäste. Von den Wochengästen sind die eine Hälfte Oberösterreicher, von der anderen Hälfte sind die meisten Tschechen. Sie sind mehr als die Deutschen. Bei den Tagesgästen waren auch mindestens ein Viertel aus Tschechien. Sie sind verlässliche, treue Kunden. Mit unserer neuen Bahn punkten wir bei ihnen.

Wie viele Fahrzeuge haben Sie bei der Pistenpräparierung im Einsatz?

Acht in Hinterstoder, auf der Wurzeralm vier. Früher haben wir auf der Bärenalm mit vier Schneekanonen gearbeitet, heute haben wir allein in Hinterstoder 130 Schneekanonen und 200 Schneelanzen.

Wie viel Wasser verbrauchen Sie dabei?

In Hinterstoder 320.000 Kubikmeter. Von den zwei Wasserteichen, die auf 1.400 Meter Seehöhe liegen, werden in zehn Kilometer langen Leitungen die Schneekanonen gespeist. Das Wasser wird auf zwei Grad runtergekühlt und bei minus zwei Grad Außentemperatur können wir bereits sehr gut beschneien. Die Schneeproduktion dauert drei bis fünf Tage. Das ist die Grundlage für die gesamte Wintersaison.

Wie viel kostet das?

Ein Kubikmeter Schnee kommt auf zwei bis drei Euro. Es werden rund 700.000 Kubikmeter Schnee produziert. Der Beschneiungsaufwand für Hinterstoder beträgt rund eine Million Euro. Wir sind als Leitbetrieb für die gesamte Region wichtig. Alle Betriebe können mit 30. November aufsperren. Die Hotels, die Skischulen etc.

Eine Folge der Beschneiung sind harte, vereiste Pisten. Primar Harald Stöcher, Unfallchirurg im Klinikum Kirchdorf, diagnostiziert mehr Skiunfälle und schwerere Verletzungen. Die Pisten sind eine Ursache, die schnelleren Ski die andere.

Wenn mehr Naturschnee ist und es kommt zu einem Sturz, ist die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung geringer. Dem stimme ich zu. Wir führen seit 25 Jahren sehr genaue Aufzeichnung über die Verletzungen bei Stürzen. Die Anzahl der Verletzten ist seit 20 Jahren gleich. Sie beträgt ein Promille der Gesamtgästeanzahl. Pro 1.000 Skifahrer gibt es einen Verletzten. 

Wenn wir 7.000 Skifahrer auf den Pisten haben, haben wir sieben Betroffene mit Verletzungen am Knie, an der Schulter, durch Stürze oder Zusammenstöße. Bei 450.000 Gästen haben wir rund 450 Verletzte, davon 20 Schwerverletzte, die mit dem Hubschrauber abtransportiert werden.

Aufgrund von mehr Skifahrern kommt es häufiger zu Zusammenstößen.

Diese Sache ist mir ein großes Anliegen. Ich bemühe mich im Skiverband und in der Zusammenarbeit mit den Vereinen, dass die Regeln eingehalten werden. Dass zum Beispiel bei einem Richtungswechsel geschaut wird, ob mich nicht ein anderer Skifahrer von links oder rechts überholt. Das wird häufig nicht mehr gemacht. Jeder fährt sein Tempo, aufgrund des Carvingskis meist viel zu schnell, er passt die Geschwindigkeit nicht an, er fährt über die Verhältnisse.

Sie haben heuer das Dynamic-Pricing eingeführt. Wer die Skikarten früher kauft, kauft günstiger. Die Arbeiterkammer kritisiert das, weil das für die Skifahrer insgesamt teurer kommt. Wie stark sind Ihre Einnahmen gestiegen?

Wir gehen den Weg der Digitalisierung. In ein, zwei Jahren werden alle Liftkarten am Handy sein. Die Kartenverkäufe werden in den Webshop verlagert. Die Flexibilisierung der Preise ist ein Angebot für kostenbewusste Skifahrer. Wer zehn Tage früher bucht, zahlt um 20 Prozent weniger für die Tageskarte. Andere Skigebiete wie die Gosau haben den gesamten Winter den Tageskartenpreis von 67 Euro gehabt. Wir sind in den vergangenen Wochen um 56 bis 58 Euro gefahren.

In den Ferien im Dezember und im Jänner, wenn die Nachfrage sehr hoch ist, ist natürlich auch der Preis hoch. Das sind aber lediglich zehn Tage in der Saison. Die Preise sind jeden Tag unterschiedlich, sie werden durch einen Algorithmus aufgrund der Daten der vergangenen zehn Jahre ermittelt. Wir konnten dadurch die Gästespitzen im Dezember entzerren.

Wie stark sind Ihre Einnahmen durch das Dynamic Pricing gestiegen?

Wir haben ein zweistelliges Plus beim Umsatz erreicht. Wenn wir ein starres Preismodell gehabt hätten, wären wir auch dort gewesen. Es sind auch die Kosten gestiegen. Allein die Stromkosten sind von Jänner bis März um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gelegen, die Lohnkosten für die 170 Mitarbeiter waren um sieben Prozent höher. Der Neubau der Hössbahn 2022 hat 24 Millionen Euro gekostet. Am Ende muss das alles wirtschaftlich sein.

Der Winter ist vorbei, wann startet die Sommersaison?

Mit Ostern startet unsere Sommerrodelbahn am Wurbauerkogel in Windischgarsten. Mitte Mai geht es wieder rauf auf die Höss. Bis Anfang November. Drei Wochen später startet der Winterbetrieb. Gemeinsam mit dem Land peilen wir einen 365-Tage-Betrieb an. Es gibt dafür ein neues Produkt, eine Ganzjahreskarte. Ab 1. Mai bis Ende Juni kann man sie um 680 Euro erwerben. Die Sommerbahnen werden immer wichtiger. Wir liegen im Sommer in Hinterstoder, auf der Wurzeralm und am Wurbauerkogel pro Standort bei 60.000 bis 70.000 Eintritten.

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