Beim Reisen an die Umwelt denken

Beim Reisen an die Umwelt denken
Das Bewusstsein für den ökologischen Fußabtritt wächst. Viele steigen auf Öffis um, einige können und wollen nicht aufs Fliegen verzichten.

Achtung, Überraschungseffekt: „Klimakiller Nr. 1“ ist nicht das Fliegen, sondern eigentlich die fossile Stromerzeugung: Im Jahr 2014 wurden weltweit 38 Prozent aller Treibhausgase deswegen ausgestoßen – Strom aus Kohle, aus Öl, aus Erdgas. Der weltweite Flugverkehr war 2014 für zwei Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Trotzdem wächst das Bewusstsein für die eigene Verantwortung und den eigenen ökologischen Fußabdruck – auch beim Urlaub.

Der KURIER hat nachgefragt, wer denn wann warum ins Flugzeug steigt, wie man das vor sich selbst und anderen rechtfertigt – und wer nicht vorhat, jemals wieder abzuheben.

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Landesrat Anschober findet die günstigen Preise bei Flugtickets „absurd“

Rudolf Anschober: Klimaschutz muss sich lohnen

In den Flieger ist er heuer ein einziges Mal gestiegen, privat ist er am liebsten mit dem Nachtzug, zum Beispiel nach Bologna, unterwegs, wenn es in den Urlaub geht: Der grüne Landesrat Rudolf Anschober  wird euphorisch, wenn es um das Thema Umweltschutz geht: „ Es kann nicht sein, dass jene wirtschaftlich bestraft werden, die etwas für das Klima tun. Ziel einer öko-sozialen  Steuerreform muss sein, dass jene finanziell entlohnt werden, die auf Öffis umsteigen.“ Er selber nutze doppelt so oft öffentliche Verkehrsmittel als das Auto.
„Heuer mache ich gar keinen Urlaub, sondern nur Tagesausflüge zum Alm- oder Attersee. Das ist auch eine schöne Form von Erholung.“

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Dietmar Kerschbaum: Österreich als bevorzugtes Urlaubsland

Dietmar Kerschbaum ist der künstlerische Direktor des Linzer Brucknerhauses und erklärt: „Während ich früher berufsbedingt sehr viel geflogen bin – bis zu 100 Flüge im Jahr – freue ich mich heute, wenn ich keinen Flughafen sehen muss. Ich verbringe den Urlaub  heuer mit meiner Familie im Südburgenland. Österreich ist für mich  bevorzugtes Urlaubsland: Mit seiner  Naturlandschaft bietet es eine unglaubliche Idylle, ist es Lebensraum für seltene Arten von Vögeln und Schmetterlingen. Dass dies erhalten bleibt, ist mir ein ehrliches Anliegen.“

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Lentos-Direktorin Hemma Schmutz besitzt kein Auto

Hemma Schmutz: "Bin mit Bus oder Bahn unterwegs"

Für eine private Urlaubsreise nutzt sie das Flugzeug nie, beruflich ist es hin und wieder nötig. Die Direktorin des Linzer Lentos Hemma Schmutz besitzt kein Auto, „ich komme mit Bus und Bahn überallhin, wenn auch manchmal etwas mühsamer.“ Die Fahrzeit nutze sie oft auch fürs Arbeiten.

Ihre freien Tage verbringt Schmutz gerne in Kroatien, für den Oktober ist wieder eine Weitwanderung quer durch Österreich geplant. Dass Fliegen beizeiten günstiger sein kann als eine Zugfahrt, ärgert Schmutz: „Das muss sich unbedingt ändern.“

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Lara Leik ist bei der Fridays for Future-Bewegung in Linz aktiv

Lara Leik: Zugfahren muss günstiger werden

Für den Umweltschutz geht sie auf die Straße, organisiert, schult neue Mitglieder ein, ist da, wo man sie braucht: Lara Leik ist aktiv bei der Fridays For Future-Bewegung in Linz mit dabei. In ein Flugzeug steigt die 26-Jährige, die derzeit in Linz und Salzburg studiert, so schnell nicht mehr: „Letztes Jahr musste ich noch ein Mal fliegen, aber da hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen,“ erzählt sie. Beim Klimaschutz solle jeder seinen persönlichen Anteil leisten, aber die Politik sei für das große Ganze gefragt: „Es kann nicht sein, dass Fliegen günstiger ist als Bahnfahren. Da rennt gewaltig was schief.“ Leik fordert deshalb: Steuern auf Flugtickets und dieses Geld in den Bahnverkehr und in günstigere Zugtickets investieren.
Auch im Alltag nimmt Lara Leik das Thema nicht auf die leichte Schulter: „Wenn ich doch mal das Auto statt der Öffis benutzen muss, dann gleiche ich aus,  sprich ich rechne mir die gefahrenen Kilometer und den damit verbundenen CO2-Ausstoß aus und spende diese Summe dann an Klimaprojekte. Das soll natürlich eine Ausnahme bleiben.“ Das sei auch eine kurzfristige Lösung für viele, die etwa beruflich fliegen müssten.

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Thomas und Bettina Stelzer urlauben heuer auf einer griechischen Insel

Thomas Stelzer: "Bin gegen höhere Flugpreise"

Landeshauptmann Thomas Stelzer hält schlechtes Gewissen, auch beim Umweltschutz, für falsch: „Jeder kann durch eine klimabewusste Lebensführung einen Beitrag leisten. Das bedeutet für mich aber nicht, dass die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher von nun auf alles verzichten sollen bzw. müssen. Ich bin an sich gegen höhere Flugpreise, denn das ist auch eine soziale Frage. Aber Kerosin sollte genauso besteuert werden wie andere Treibstoffe. Und wir müssen  den öffentlichen Verkehr noch attraktiver machen. Ich werde heuer mit meiner Familie einige Tage auf einer griechischen Insel verbringen. Ich weiß, dass das Thema Klimaschutz die Menschen bewegt.“

 

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