Mutwillig oder Hitze des Gefechts?
„So etwas soll nie passieren, weil die Gesundheit der Spieler immer im Mittelpunkt steht“, kommentiert Blau-Weiß-Geschäftsführer Christoph Peschek die strittige Situation. Zugleich hält er den Ball bewusst flach: „Ich gehe immer davon aus, dass auch ein schweres Foul nicht mutwillig, sondern in der Hitze des Gefechts passiert.“ Damit ist der Fall für Peschek abgehakt.
Einkalkuliert
Die Bundesliga ist, bei aller sportlichen Konkurrenz, eine solidarische Interessensgenossenschaft. Letztendlich geht es bei allen Klubs um Geld. Der Zweck heiligt wohl nicht alle Mittel, Verletzungen von Spielern sind jedoch Teil des Geschäftsmodells und einkalkuliert. Also wird nach solchen jenseitigen Aktionen nicht auch noch verbal nachgetreten. Und das, obwohl die TV-Bilder klar belegen, dass Serranos Attacke Knochenbrecherqualität hatte. Auch an der Rechtsprechung des Senats 1 der Bundesliga hat sich trotz Videobeweis bis dato nichts geändert. Wegen „rohen Spiels“ wurde Serrano für zwei Spiele gesperrt, plus ein Spiel bedingt auf sechs Monate.
Strengere Strafen
Die Frage drängt sich auf, ob überhartes, brutales Einsteigen nicht strenger geahndet werden müsste. Schließlich wird in Kauf genommen, dass der Gegenspieler schwer verletzt wird – im Extremfall bis hin zu Berufsunfähigkeit und Karriereende. Mit dem Ruf nach strengeren Strafen werde eine interessante Debatte losgetreten, sagt Gerhard Götschhofer. Der Präsident des OÖ. Fußballverbandes macht das eigentliche Problem fest: „Es geht heute im Spitzenfußball um sehr viel Geld.“ Von den Spielern werde deshalb bedingungsloser Einsatz erwartet, auch ohne Rücksicht auf eigenen Schaden.
Erlaubtes Risiko
Das heißt: „Das brutale Foul passiert nicht absichtlich, sondern weil mit vollem Karacho agiert wird.“ Götschhofer, von Beruf Rechtsanwalt, verweist auf den Grundsatz des erlaubten Risikos im Strafrecht, der besage: „Es ist im Bereich des Möglichen, dass ich bei der Sportausübung jemanden verletze.“ Im zivilen Leben würde das, was im Fußball erlaubt ist, als fahrlässige oder sogar vorsätzliche Körperverletzung gewertet. Also müsse das Problem verbandsintern gelöst und früher angesetzt werden: „Wie viel Risiko lasse ich gerade noch zu?“
Weniger körperbetont
Letztendlich führt laut Götschhofer alles zu der Frage, welchen Fußball das Publikum sehen möchte. Ihm persönlich wäre ein weniger körperbetonter Fußball lieber. „Erstens wäre er technisch feiner, zweitens würde mehr Tore fallen.“
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