Begeisterung bringt Kompetenz

Begeisterung bringt Kompetenz
André Stern hat nie eine Schule besucht. Trotzdem meistert er sein Leben. In Scharten schilderte er seinen Bildungsweg.

Hausaufgaben, Schularbeiten, Noten – all das hat der Franzose André Stern nie kennengelernt. Möglich war das, weil es in Frankreich keine Schulpflicht gibt. Trotzdem spricht der Sohn des deutsch-französischen Kunstpädagogen Arno Stern und einer französischen Grundschullehrerin fünf Sprachen, unter anderem fließend Deutsch. Er arbeitet als Musiker, Komponist, Gitarrenbauer, Autor und Journalist. Sein Buch „... und ich war nie in der Schule“ ist zum Bestseller geworden. Seine Vorträge sind bestens besucht. Auch in Scharten war am Samstag kein freier Platz zu finden.

„Ein C und ein O. Das sind die Buchstaben, die ich mit drei Jahren als erste entdeckt habe. Dann wollte ich wissen, wie andere Buchstaben aussehen. Nur lesen konnte ich lange Zeit nicht. Aber meine Eltern haben mir die Zeit gegeben.“ So schilderte der 41-Jährige seinen Einstieg in die Bildung . Das Um und Auf ist für ihn die Begeisterung.  „Ich durfte sie immer ausleben“, sagte er. „Niemand ist  nach 45 Minuten gekommen und hat mich unterbrochen. Niemand hat jemals gesagt, es sei jetzt aber genug mit Deutsch, Mathematik oder Biologie.“ Er habe sich viele Stunden in ein Thema vertiefen können, wenn ihm das Spaß gemacht hat.

Neugier

Über die Begeisterung und die Freude am Entdecken hat er sich sein Wissen angeeignet. Themen, Interessens- und Wissensgebiete ergaben sich aus dem Alltag, aus dem Leben, aus dem Zufall, aus der Neugier des Kindes. André Stern schilderte, dass ihm Neugier und Begeisterung letztendlich Kompetenzen und Erfolg gebracht haben.
Von diesem Weg ist er so überzeugt, dass er auch seinen Sohn nicht in die Schule schicken wird. „Schon jetzt, er ist gerade zweieinhalb Jahre alt, entdeckt Antonin die Zahlen. Allerdings hat er seine eigene Zählweise. 2, 4, 6 – das ist seine Art, sich der Mathematik zu nähern.“

Er wolle mit seinen Vorträgen andere Wege der Bildung aufzeigen. Er wolle niemanden bekehren und vom herkömmlichen Weg abhalten, betonte er. Denn Schule sei nicht grundsätzlich schlecht. „Man sollte den Kindern aber viel mehr Freiheiten lassen, ihnen ihr eigenes Tempo geben. Wenn Kinder freiwillig in die Schule gehen, werden sie mit Begeisterung lernen“  ,  zeigt er sich überzeugt. „Nur eines darf nicht sein. Kinder dürfen keine Angst vor der Schule haben.“

Kein Diplom

André Stern hat  niemals ein Zeugnis bekommen, kann kein Diplom vorweisen.  Es stört ihn nicht, dass er manchen Beruf nicht ausüben kann, weil er dazu eben Zeugnisse bräuchte.
Bei seinem Vortrag bezeichnete er sich als 41-jähriges Kind. Seine Begeisterung Neues zu entdecken und damit zu lernen, scheint ungebrochen. Er sei der Beweis dafür, dass Schulabstinenz nicht mit Dummheit gleichzusetzen sei.  Wie jeder andere habe er aber Defizite.

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