Basejumper stürzten sich von Büroturm
Ich hab’ geglaubt, ich liege im Bett und träume", sagt Roland Aichinger zum KURIER. Der Sporttrainer wartete gestern um 5.45 Uhr in der Früh beim Linzer Hauptbahnhof auf den Bus. Da entdeckte er auf dem Dach des 100 Meter hohen Terminal Towers zwei Männer mit Rucksäcken. Aichinger, ein Hobbyfotograf, der immer seine Kamera dabei hat, traute seinen Augen nicht: Es waren Basejumper, die sich kurz darauf in die Tiefe stürzten und sicher im Park vor dem Bahnhof landeten. "Einen habe ich vor der Landung noch geknipst. Danach haben sich die beiden sofort aus dem Staub gemacht", berichtet er.
Eingesperrt
Die beiden Abenteurer gaben in einem Interview mit Life Radio an, dass sie das Gebäude schon am Mittwoch zu den normalen Öffnungszeiten betreten hätten und sich danach einsperren ließen – genau so wie es der Franzose Philippe Petit 1974 auf dem World Trade Center in New York gemacht hatte, bevor er in 417 Metern Höhe auf einem Drahtseil zwischen den Zwillingstürmen hin und her balancierte.
Zu starker Wind habe einen Sprung am Donnerstag vereitelt. Freitagfrüh wagten sie es dann.
Wie riskant die Aktion war, bestätigt Christoph Langer vom Union-Fallschirmklub Linz. "Ich würde so etwas nie machen. Wenn sich der erste Schirm nicht gleich öffnet, bedeutet das bei dieser Höhe den Tod."
Gesetzlich bewegen sich Basejumper in einer Grauzone. Bei der Polizei ist bisher aber keine Anzeige eingegangen.
"Als ich am Morgen ins Büro gekommen bin, hat niemand etwas von dem Vorfall gewusst", sagt Wilfried Ritirc, der Leiter des Finanzamtes, das im Terminal Tower untergebracht ist. Bei der Immobilienfirma Real Treuhand, die das zweithöchste Gebäude in Linz nach dem Dom verwaltet, will man nun verstärkt Kontrollen durchführen, speziell in der Nacht.
Harald Wetzelsberger, Sprecher der Raiffeisenlandesbank, zu der die Real Treuhand gehört: "Die Burschen haben sich echt geschickt angestellt. Auch der Wachdienst hat überhaupt nichts mitbekommen."
Interview: "Viele halten uns für Wahnsinnige"
Kurt R. (Name von der Redaktion geändert) aus dem Bezirk Wels sprang am Freitag mit einem Kollegen vom Terminal Tower in Linz. Im KURIER-Interview erzählt er über die Vorbereitungen, zwei Nächte im Freien und seine weiteren Pläne.
KURIER: Warum haben Sie sich gerade den Terminal Tower in Linz ausgesucht?
Kurt R.: Weil er eines der höchsten Gebäude in Oberösterreich ist. Ich habe die Aktion lange im Voraus geplant. Vor drei Jahren habe ich mir zum ersten Mal gedacht, es wäre extrem geil, vom Terminal Tower zu springen.
Erzählen Sie, wie die Sache angefangen hat?
Ich bin mit meinem Kollegen, der aus Tschechien kommt, in den Terminal Tower reingegangen. Das war am Mittwochnachmittag.
Der Sprung war am Freitag. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht? Sind Sie im Büroturm geblieben?
Ja, ich hab’ mir auch nicht gedacht, dass es so leicht wird. Wir sind über die Fluchtstiege aufs Dach gekommen, mit unseren Schirmen im Rucksack. Keiner hat uns aufgehalten, niemand hat uns bemerkt. Es wurde auch kein Alarm ausgelöst.
Und dann haben Sie zwei Nächte auf dem Dach im Freien verbracht?
Ja, wir haben warme Sachen mitgehabt. Das war kein Problem. Leider konnten wir uns nur mit Müsliriegeln und Äpfeln verpflegen. Wir wollten ja eigentlich am Donnerstag, dem Feiertag, springen. Aber da war der Wind einfach viel zu stark. Deshalb haben wir fast nichts zu essen gehabt. Nach dem Jump am Freitag sind wir gleich ordentlich frühstücken gegangen.
Ihr wievielter Sprung war das eigentlich?
Ich habe ungefähr rund 100 Basejumps hinter mir. Man kann sagen, ich bin kein Anfänger mehr.
Wo springen Sie normalerweise?
In den Bergen. Vor allem in der Schweiz, in Italien und in Norwegen. Da gibt es schöne Plätze. Außerdem sind dort die Leute viel aufgeschlossener. Von einem Gebäude bin ich vorher noch nie gesprungen. In Österreich halten uns viele für Wahnsinnige. Leider.
Haben Sie schon Pläne für den nächsten Sprung?
Nein, aber von einem öffentlichen Gebäude werde ich nicht mehr springen.
Warum nicht?
Weil das alles doch sehr aufwendig ist. Wir bewegen uns ja am Rande der Legalität. Ich will nichts herausfordern. Ich bin schließlich kein Verbrecher. Wir sind nur ein paar junge Leute, die Spaß haben wollen.
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