Aufregung um eine verwirrte Zugfahrerin

Aufregung um eine verwirrte Zugfahrerin
Eine Frau mit Down-Syndrom saß mit Spitalspyjama im Abteil

Diese Zugfahrt werden einige Passagiere der Westbahn längere Zeit nicht vergessen – eine davon ist KURIER-Leserin Eva-Maria Leitner. Auf der Fahrt von Wien nach Salzburg saß am Dienstag, dem 18. September, eine  verwirrte  Frau mit Down-Syndrom  im Abteil, die drei Zettel mit sich führte: Einen Entlassungsbericht der Krankenhauses Vöcklabruck, einen handgeschriebenen Zettel „Obdachlosenheim Salzburg" und ein Stück Papier mit einer Hamburger Adresse und einer deutschen Telefonnummer. „Die Frau war um die 40 Jahre alt, sie hatte  einen grünen Krankenhauspyjama an, darüber eine lose Hose samt Strickjacke und Sandalen. Sie war offensichtlich orientierungslos und verängstigt", berichtet Leitner.

Eingewiesen

Als der Zug um 10.31 in Salzburg hielt, warteten  schon  Polizei und ein Sanitätsteam des Roten Kreuzes. Die  Zugbegleiterin hatte noch während der Fahrt die  Rettung verständigt.
„Wir haben die verwirrte Person daraufhin in die Christian-Doppler-Klinik gebracht", bestätigt ein Rotkreuz-Sprecher. In dem Spital werden neurologische und psychiatrische Erkrankungen behandelt.

Nicht nur KURIER-Leserin Eva-Maria Leitner fragt sich: Wie kann man eine Frau mit einer derartigen Behinderung einfach aus einem Spital entlassen  und sich selbst überlassen? Leitner: „Gibt es keine Sorgfaltspflicht jenen gegenüber, die nicht imstande sind, auf sich selbst gestellt zu sein?"

Der KURIER fragte im Landeskrankenhaus Vöcklabruck nach. Für den ärztlichen Leiter des Spitals, Primar Peter Panholzer, stellt sich die Situation ganz anders dar. „Die Patientin ist uns seit Jahren bekannt. Sie kommt aus Hamburg und reist mit dem Zug immer quer durch Deutschland und Österreich."  Diesmal sei die Frau von der Polizei  eingewiesen worden, weil sie trotz Sperrstunde ein Lokal nicht verlassen wollte.

Nachdem sie von einem Psychiater begutachtet worden ist, sei sie entlassen worden – und zwar schon am 17. September, also einen Tag vor der Zugfahrt. Panholzer: „Sie war orientiert und in einem guten Allgemeinzustand. Und sie trug definitiv keine Spitalskleidung. Vielleicht hat sie die ja mitgehen lassen. Sie hat gesagt, sie wolle in ein Obdachlosenheim in Salzburg. Mehr wissen wir auch nicht."

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