Auf dem Meeresgrund

Seppy auf dem Meeresgrund
Plastik und Netze im Meer. Von Christa Koinig.

Manchmal wär’ ich gern ein Mensch, die können so vieles, was mir als Puppe niemals gelingt. Aber ich kann Geschichten erzählen. Zum Beispiel die von meinem neuesten Freund, dem Seestern Astus. Astus ist am Sandstrand gelegen, und weil Seesterne ja ins Wasser gehören, habe ich ihn wieder dorthin zurückgebracht. Bald war er jedoch wieder da, und mir war, als hätte er gerufen „Hallo Seppy!“

Seestern Astus

Seesterne haben ganz viele winzige Füßchen und können sich damit recht gut bewegen, aber sie haben kein Gehirn. Daher habe ich mich gewundert, dass er sich an meinen Namen erinnern konnte. Sie haben auch kein Gesicht, doch Astus hat besorgt ausgesehen. Er hat mir gedeutet, dass ich auf den Meeresgrund mit kommen soll. Zum Glück hab’ ich das den Menschen voraus, ich kann mich irgendwo hin denken, und schon bin ich dort.

Viele ekelige Dinge

Ganz so einfach war es jedoch diesmal nicht, denn es sind viele merkwürdige, ekelige Dinge im Wasser herumgeschwommen. Ich hab’ aber auch wunderschöne bunte Korallen gesehen, die sich langsam im Wasser hin und her bewegten. Eine davon hat jedoch traurig ausgesehen, es war etwas Durchsichtiges über sie gestülpt, und sie war farblos, grau und fahl. Beim genaueren Hinschauen konnte ich’s erkennen, das Ding war ein Sack aus Plastik. So schnell ich konnte hab’ ich ihn von der Koralle weggezogen, ihre schöne Farbe kam wieder zurück und es schien, als würde sie lächeln. Dann hätte ich mich beinahe in einem Netz verheddert, nur mühsam hab’ ich sie aus dem Netzgewirr befreien können, und sie ist ganz schnell weggeschwommen, weil sie dringend Luft atmen musste. Astus hatte mich beobachtet. Er war sichtlich erleichtert, doch ich war entsetzt. Plastik und Netze im Meer, wer macht so was? „Menschen machen das“, hat Astus gesagt. Ich glaub’, ich möchte doch kein Mensch sein.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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