Altstadt-Problem ruft Politik auf den Plan
Laut Auskunft seiner Ärzte "erstaunlich schnell" erholt sich der Marco H. (26) im Linzer AKh. Wie berichtet, war der Kellner des Lokals "Barok Belgie" in der Linzer Altstadt nach einem Wortgefecht von einem 20-Jährigen aus Freistadt mit einem Glas lebensgefährlich am Hals verletzt worden. H. drohte zu verbluten, doch durch die beherzte Erste Hilfe von Gastronom Murat Korhan und eine Notoperation konnte dem Kellner das Leben gerettet werden.
Über den Tatverdächtigen wurde mittlerweile die Untersuchungshaft verhängt. "Er äußert sich weiterhin nicht zu den Vorwürfen", sagt Staatsanwalt Philip Christl. Einen Mordversuch schließe man aus, die Anklage laute auf absichtlich schwere Körperverletzung. Der 20-jährige Beschuldigte – er ist vorbestraft – sei weder alkoholisiert gewesen noch unter Drogeneinfluss gestanden. Keine neuen Ermittlungsergebnisse gibt es von der Polizei: Wie es hieß, müsse das Videomaterial aus den Überwachungskameras erst ausgewertet werden.
Handlungsbedarf sieht unterdessen die Linzer Stadtpolitik: "Es gibt mit zwei Lokalen in der Hofgasse massive Probleme. Diese möchte ich thematisieren", sagt Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Beim "Altstadt-Gipfel" am kommenden Dienstag seien Polizei, Wirte, Wirtschaftskammer aber auch Streetworker eingeladen. Dass das Viertel schon seit Jahren ein "heißes Pflaster" sei, gesteht Luger ein: "Es ist allerdings rechtlich sehr schwierig, einzugreifen, wenn es keine nachweisbaren Tatbestände gibt. Das gilt auch für die Polizei. Man kann die Lokale ja nicht einfach zusperren."
Kraftakt
Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) meint, dass verantwortungslose Lokalbetreiber und gewaltbereite Störenfriede nicht länger die "wertvolle Aufbauarbeit zur Attraktivierung der Altstadt" torpedieren dürften. "Es braucht einen gemeinsamen Kraftakt von Magistrat und Polizei." Durch behördliche Auflagen und verstärkte Polizeipräsenz sowie Suchtmittelkontrollen habe man durchaus Handlungsspielraum. Auch die Stadtwache könne ihren Beitrag zur Beruhigung der Lage leisten, meint Baier.
Bereits an einer Sicherheitskampagne für Altstadt arbeitet nach eigenen Angaben der Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ). "Der Angriff auf den Kellner unterstreicht vollinhaltlich die uns in vielen Gesprächen geschilderten Probleme", sagt RFJ-Obmann Peter Stumptner.
Dass die Situation nicht zuletzt auch den Anrainern zu schaffen macht, geht aus einer Umfrage der ALE Entwicklung GmbH aus dem Jahr 2012 hervor. Viele Bewohner bezeichneten ihre Umgebung als "Abfüllstation für Jugendliche", als "Drogenumschlagplatz" oder als "verdrecktes Glasscherbenviertel". Besonders groß war der Wunsch nach einer Verbesserung der Nahversorgung mit Lebensmitteln. Die Polizeipräsenz in der Nacht beurteilten mehr als zwei Drittel der Befragten mit "weniger gut" bzw. "schlecht".
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