"Wenn Asylwerber kommen, demonstriere ich"

Die 23 Gebäude der Hiller-Kaserne sind teils in schlechtem Zustand.
Ministerin will bis zu 100 Asylwerber in Linzer Hiller-Kaserne unterbringen. Die Anrainer sind empört.

Der Vorschlag von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), in der Hiller-Kaserne im südlichen Linzer Stadtteil Ebelsberg bis zu 100 Asylwerber unterzubringen, stößt den Anrainern sauer auf. "Wenn hier ein Asylwerberheim herkommt, dann nehme ich mir Urlaub und gehe demonstrieren", echauffiert sich Günther Reiter, Bewohner der Siedlung Hillerstraße, neben der Kaserne.

"Wenn Asylwerber kommen, demonstriere ich"
OÖ Asyl Kaserne
Auch am Stammtisch des "Hillers", dem einzigen Gasthaus der Umgebung, haben die Anwesenden nur eine Meinung: "Wir sind entsetzt." Heute seien es 100 Asylwerber, morgen schon 200, übermorgen vielleicht 500. "Wir haben bereits genügend Ausländer in der Gegend hier", beschwert sich Wirtin Cornelia Waldboth.

"Wollen Wohnsiedlung"

Das Bundesheer wollte das Areal eigentlich bis Ende 2015 nutzen und dann verkaufen. Auf rund 160.000 soll ein neuer Stadtteil entstehen, plant die Stadt Linz. "Eine zusätzliche Wohnsiedlung ist uns natürlich um einiges lieber, denn das ist besser für unser Geschäft", erklärt Christoph H., ein Mitarbeiter der Trafik. Gegen Ausländer habe er selbstverständlich nichts.

"Wenn Asylwerber kommen, demonstriere ich"
OÖ Asyl Kaserne
Deniz Irfan, der Besitzer des Kebap-Ladens daneben, will von den Asylwerbern überhaupt nichts wissen: "Hier ist kein Platz für ein Asylzentrum. Statt der Kaserne brauchen wir schöne Wohnungen und schöne Geschäfte", meint er. Derzeit sind in der Kaserne, die 1940 von den Nationalsozialisten erbaut wurde, rund 400 Soldaten stationiert. Viele der insgesamt 23 Gebäude sind in schlechtem Zustand. "Ich war mehr als 30 Jahre bei der Militärmusik da drinnen. Manche Unterkünfte würde ich nicht einmal Schubhäftlingen zumuten. Das gehört renoviert", sagt ein Anrainer.

Ein Ebelsberger wandte sich mittels offenem Brief an die Ministerin: "Wenn man dort 100 Flüchtlinge unterbringt, dann verschärft man die Ausländerproblematik in dieser Gegend noch zusätzlich", schreibt der Initiator Franz Schramböck.

"Wenn Asylwerber kommen, demonstriere ich"
OÖ Asyl Kaserne
Im Haarstudio Petra lässt sich Elfriede B. gerade hübsch machen. Sie sagt: "Ich bin selber 1946 als Flüchtling hier angekommen und wurde schief angeschaut. Wir haben gearbeitet und uns integriert. Ich finde, jeder Asylwerber hat eine Chance verdient."

Bis zum Schulbeginn im September werden 100 Flüchtlinge aus den Erstaufnahmezentren des Bundes in Internaten der oö. Landesfachschulen untergebracht. Es handle sich dabei um eine Übergangslösung, in der Zwischenzeit werde nach Dauerquartieren gesucht, teilte Soziallandesrätin Gertraud Jahn (SPÖ) mit.

In welchen Schulinternaten die Asylwerber unterkommen, ist noch geheim – auch, um keine Unruhe in den Gemeinden zu stiften. „Wir führen derzeit Gespräche, schon kommende Woche wird eine Entscheidung fallen“, sagt ein Sprecher des Sozialressorts. Durch die Internatslösung würde sich auch die Diskussion über eine Belegung der Hiller-Kaserne in Linz-Ebelsberg entspannen.

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bekräftige am Donnerstag sein Nein zu den Projekt. „Der Flächenwidmungsplan verbietet eine derartige Nutzung. Die Gebäude sind in einem desolaten Zustand und haben keine Anbindung an das Strom-, Wasser- und Kanalnetz.“

„Kaserne geeignet“

Beamte des Verteidigungsministeriums widersprechen dem Bürgermeister: Die Kaserne, die in den nächsten zwei Jahren vom Bundesheer verkauft werden soll, sei in einem brauchbaren Zustand, und als Asylquartier geeignet, hieß es nach einer Besichtigung.

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