Franz Koppelstätter ist - noch bis Sommer - Chef des afo, des Architekturforums Oberösterreich. Dieses hat ein waches Auge auf Stadtplanung und Entwicklung. Jetzt steht er vor dem „schönsten Haus von Linz“.
Darin ist das afo beheimatet, es handelt sich um die ehemalige Volksküche, ein Haus von Curt Kühne, einem der Baumeister des „roten Linz“ des vorigen Jahrhunderts.
Vor diesem Haus ist Stadtentwicklung sichtbar, sagt er. „Wo früher eine große Kreuzung und ein Parkplatz waren, ist jetzt eine Ort, an dem auch Kinder spielen“, sagt er zufrieden. Und stellt die Gretchenfrage, die bei Stadtentwicklung immer wieder kommt: „Ist es der Platz wert, dass man Autos abstellt, oder ist er mehr wert?“ Die Antwort hat er parat: „Jetzt ist dieser Platz mehr wert.“
Architekt Franz Koppelstätter vor dem afo in Linz
Mit Dietmar Prammer wurde der bisherige Planungsstadtrat der SPÖ zum neuen Bürgermeister der Stadt Linz gewählt. Stadtplanung und -entwicklung war auch im Wahlkampf ein prägendes Thema.
Koppelstätter sieht darin eine große Chance. Und nimmt ein dickes Heft zur Hand. „Best of Linz“, heißt es, es ist die gedruckte Version des Innenstadtentwicklungskonzepts, das die Stadt Linz im Vorjahr im Gemeinderat beschlossen hat.
Viele gute Ansätze und Vorgaben hat Koppelstätter darin ausgemacht, es sei eine "Richtungsvorgabe für Stadtentscheidungen". Dass mit Prammer jetzt eine Person Bürgermeister wurde, die in die Entwicklung dieses Konzepts stark involviert war, erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass viele Punkte davon umgesetzt werden.
"Prammer kann sich emanzipieren"
„Er hätte sonst verhindert, dass sich die Punkte darin finden“, ist Koppelstätter überzeugt und ergänzt, dass Prammer auch an der Umsetzung dieses „Best of Linz“ zu messen sein werde: „Er hat die Chance, sich zu emanzipieren und das Potenzial und die Verantwortung, tätig zu werden.“
Wobei er Prammer zugesteht, dass das aufgrund der unterschiedlichen Interessen oft schwer für Prammer sein werde. „Stadtentwicklung ist immer ein Abwägen von Interessen“, weiß Koppelstätter. Und macht das an einigen Punkten fest.
Etwa in der Goethestraße, wo wegen der neuen Raiffeisen-Zentrale sogar die Straße verlegt wird. „Warum nicht groß denken und diese Straße vom Durchzugsverkehr in beide Richtungen befreien und diesen auf die Straßen bei der Bahn verlegen“, stellt Koppelstätter zur Diskussion.
Das Prinzip Schwammstadt: Bäume und Wassserspeicher.
Während in der Lustenauerstraße ein Auto gegen die Einbahn fährt, erklärt er das dort an einigen Stellen gut sichtbare Prinzip der Schwammstadt: "Es ist zermürbend und schwierig, den Straßenraum für Bäume zu ändern."
Fahrradstraße und Diagonalkreuzung
In dem Innenstadtkonzept ist außerdem für die Schubertstraße exemplarisch die Umgestaltung zur Fahrradstraße enthalten, ebenso gute Möglichkeiten für die Unterbindung des Durchzugsverkehrs durch sogenannte "Diagonalkreuzungen", die ein gerades Queren von Kreuzungen nur noch für Fußgänger und Radfahrer gestattet. Und so zu einer Verkehrsberuhigung und besserer Lebensqualität führt.
In der Schubertstraße soll eine - beispielgebende - Fahrradstraße entstehen
„Am Ende des Tages geht es immer ums Geld“, stellt er realistisch fest, „um das Geld der Stadt, um jenes der Eigentümer, um das der Investoren.“ Davon hänge letztlich auch ab, ob Punkte wie Fahrradstraßen und Durchfahrtsbeschränkungen, die im „Best of Linz“ enthalten sind, auch großzügig umgesetzt werden.
Schwierige Prozesse bei Verkehrslösungen
Gerade beim Verkehr sind die Aushandlungsprozesse oft besonders schwer. Koppelstätter selbst ist von einer Durchzugsstraße weggezogen, als seine jetzt vier Jahre alte Tochter zur Welt kam.
"Sie fährt jetzt vor dem Haus in der Fußgängerzone mit dem Roller weg", strahlt er. Wissend, dass das nicht jeder einfach so machen kann.
Er weiß aber auch: "Durchzugsstraßen bringt man mit der aktuellen Politik nicht weg." Deshalb verweist er auf den Westring - den er nicht befürwortet - als Perspektive, die versprochene Verkehrsberuhigung der Stadt spätestens dann auch konsequent einzufordern.
"Hochhausstrategie existiert nicht"
Oder es geht um Hochhäuser wie den Quadrill und andere, an denen sich die Geister scheiden. „Eine Hochhausstrategie existiert in Linz nicht“, beklagt Koppelstätter, eine solche sei aber wichtig. Nicht, um neue Hochhäuser zu ermöglichen, wie er durchklingen lässt, ohne selbst eine Diskussion über maximale Höhen starten zu wollen.
An die Fuhrwerker der alten Pferdeeisenbahn erinnert dieses Portal nahe einer Tankstelle. Laut Koppelstätter ist es kein Wunder, dass sich gerade an dieser Stelle eine Tankstelle angesiedelt hat.
Ebenfalls im Neustadt-Viertel: Ein Innenhof, der früher als "Parkgarage" für Pferdefuhrwerke diente
Für ihn ist klar: „Die Innenstadt ist schon zu dicht bebaut für Hochhäuser. Und Hochhäuser sind nicht besonders wertvoll für eine Stadt.“ Warum? „Sie stellen keinen Bezug zum Umfeld her, sie induzieren kein soziales Leben. Und genau das wollen wir doch in einer Stadt.“
Und ergänzt: "Europäische Städte sind gewachsene Städte, historische Entwicklungen wirken hier noch nach, auch wenn sie nicht mehr sichtbar sind."
"Anker" in der Stadtentwicklung berücksichtigen
Etwa durch Exerzierplätze für Kasernen, wie der Hessenplatz. Oder Kirchen und Klöster, wie die Elisabethkirche im Neustadt-Viertel: "Das sind Stadtbausteine, um die sich Stadtteile entwickelt haben." Diese "Anker" der Stadtentwicklung gelte es auch, bei jeder Entwicklung zu berücksichtigen.
Auch bei Um- und Neubau übrigens. Er plädiert für einen sorgsamen Umgang mit dem Bestand - gerade im Neustadtviertel gibt es unzählige Gründerzeithäuser, die der Stadt eine besonderes Antlitz geben. Darauf müsse geachtet werden.
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