Apotheker kontern Ruf der Ärzte nach mehr Hausapotheken
Das Verhältnis zwischen Ärzte- und Apothekerkammer in Oberösterreich dürfte schon einmal besser gewesen sein: "Wir übernehmen gerne die Nahversorgung mit Medikamenten", stichelte die Mediziner-Vertretung am Mittwoch via Aussendung in Richtung der Pharmazeuten. Weil viele Apotheken wirtschaftlich angeschlagen seien, müssten jetzt im Sinne der Versorgungssicherheit der Patienten die ärztlichen Hausapotheken gestärkt werden, argumentierte Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser.
Tatsächlich schreiben fast ein Drittel aller 1340 öffentlichen Apotheken in Österreich Verluste, der Apothekerverband beklagte zuletzt reale Rückgänge beim Kassenumsatz.
Hohe Kosten
Auch ein Teil der 197 Apotheken in OÖ ist derzeit offenbar alles andere als eine Goldgrube. Ursache seien hohe Investitions- und Personalkosten, ein teures Warenlager, Konkurrenz durch Internetapotheken und Drogeriemärkte sowie sinkende Margen durch Generika (Nachahmerpräparat, Anm.), erklärt Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer.
So sei die Gewinnspanne bei rezeptpflichtigen Medikamenten, die die Krankenkasse bezahle, auf einen neuen Tiefstand von 17 Prozent zurückgegangen. Berücksichtige man alle Produktgruppen, liege die Apothekerspanne bei 28 Prozent – die Pharmazeuten seien damit Schlusslicht im gesamten Einzelhandel.
Den Ruf der Ärztekammer nach mehr Hausapotheken hält Mursch-Edlmayr für entbehrlich: Sie mahnt zur Zusammenarbeit im Sinne der Patienten, nicht zu einem Gegeneinander. Nur eine öffentliche Apotheke biete ein Vollsortiment und Fachberatung durch ausgebildete Pharmazeuten. "Ich habe überhaupt nichts gegen Hausapotheken. Sie dienen allerdings nur der Notversorgung. Es ist sicher nicht im Sinne des Patienten, sich flächendeckend auf eine Notversorgung zu beschränken." Auch zusätzliche Hausapotheken als Anreiz für die Nachbesetzung von Ordinationen am Land lehnt Mursch-Edlmayr ab: "Die ärztliche Tätigkeit sollte direkt und nicht über einen Umweg honoriert werden."
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