Anschlagsserie bei Bundesheer: Angeklagter leugnet
Ich war von den Reformen nicht betroffen – im Gegenteil, ich war ein Gewinner davon", behauptete Unteroffizier Klaus F. am Mittwoch im Landesgericht Wels. Der 50-Jährige Bundesheerbedienstete musste sich in einem Indizienprozess wegen des Vorwurfs der Brandstiftung, der schweren Sachbeschädigung und der gefährlichen Drohung vor einem Schöffensenat verantworten. "Damit hab’ ich nichts zu tun", versicherte der zweifache Familienvater.
Staatsanwalt Franz Haas warf F. vor, für eine ganze Anschlagserie zwischen 2007 und 2012 auf Fahrzeuge und Einrichtungen des Militärkommandos OÖ verantwortlich gewesen zu sein. "Aus Frustration und Unmut über die Heeresreform 2010", begründete Haas ein mögliches Tatmotiv.
Besonders spektakulär war ein Vorfall in der Nacht zum 6. Mai 2012 in der Vogler Kaserne in Hörsching, bei dem insgesamt sieben Heeresfahrzeuge brannten. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 300.000 Euro. Bereits im Juni 2007 hatte es in Pupping (Bezirk Eferding) einen Anschlag mit einem Molotowcocktail auf den Dienstwagen des Vorarlberger Militärkommandanten gegeben: "Überlegt, was ihr tut – 2010", hieß es auf einem Zettel, den der Attentäter hinterließ. Und am 12. November 2010 ging in der Hessenkaserne in Wels ein Truppentransporter in Flammen auf. Das Feuer griff im Anschluss noch auf neun andere über.
Immer wieder wurden auch Zäune durchschnitten, Fahnenmasten beschädigt sowie Fenster und Scheinwerfer eingeschlagen.
DNA-Spuren
Anhand verschiedener Botschaften auf Papier, Mauern und Gegenständen ("2010, so nicht" oder "2010 ist nicht vorbei") war bald klar, dass die Vorfälle mit der Bundesheerreform 2010 in engem Zusammenhang standen.
Ein Schreiben im Februar 2012, in dem mit weiteren Brandanschlägen gedroht wurde,war direkt an den oö. Militärkommandanten Kurt Raffetseder gerichtet.
Auf einem Überwachungsvideo der Kaserne Hörsching ist der Attentäter aber kurz zu sehen. Kameraden glaubten F. zu erkennen.
Ein fotogrammetrischer- Gutachter kam zu dem Schluss, dass der Abgebildete zwischen 1,77 und 1,82 cm groß ist und eine Brille trägt. F. misst ohne Schuhe 1,76 cm und ist Brillenträger. Laut eines Grafologen soll auch das Schriftbild der Bekennerschreiben dem des Angeklagten ähnlich sein. Auf Kuverts und Marken wurde außerdem die DNA des Unteroffiziers sichergestellt.
"Ich war doch immer gern Soldat", betonte der 50-Jährige. Er mutmaßt, dass jemand seine Schrift nachgemacht haben könnte. Kollegen sollen sich ab und zu auch von ihm vorfrankierte Kuverts ausgeborgt haben.
Der Prozess musste zur Einholung weiterer Gutachten auf unbestimmte Zeit vertagt werden.
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