Andrea Mayr: Die Biologie sportlich austricksen
„Sehr, sehr gut“ sei es heuer bis dato gelaufen, sagt Andrea Mayr, die gleich in mehreren Disziplinen top ist. Anfang März eroberte sie bei der Weltmeisterschaft im Skibergsteigen in Vilar/Schweiz erneut den Titel im Vertical-Bewerb. Am vergangenen Wochenende gewann sie die Österreichische Meisterschaft im Berglauf. „Zum ersten Mal in der Leichtathletikgeschichte habe ich eine virtuelle Männermedaille gewonnen“, sagt Mayr und schmunzelt. 52 Minuten und 21 Sekunden für die 9,2 Kilometer lange Strecke hätten zu Bronze beim so genannten starken Geschlecht gereicht.
Heute Bad Ischl
Heute, Sonntag, ist die Allrounderin beim 23. Bad Ischler Katrin-Berglauf am Start und wird voraussichtlich wieder die meisten – oder vielleicht alle – Männer abhängen. Mit insgesamt sechs Titeln ist sie Rekordweltmeisterin im Berglauf, dazu kommt dreimal EM-Gold. Außerdem ist sie mehrfache Staatsmeisterin über 10.000 Meter, im Hindernis- und Crosslauf sowie im Rad-Bergzeitfahren. Dazu kommen zwei Marathonstarts bei Olympia, drei Siege beim Empire State Building Run-Up in New York und, und, und …
Lieblingsdisziplin
Mittlerweile ist der Berglauf ihre Lieblingsdisziplin, „es macht mir extrem Spaß“. Zum einen stehe der Grünberg quasi vor der Haustüre und lade zum Intervalltraining geradezu ein; zum anderen sei das ein besonders herausfordernder Sport. Man müsse stets ganz auf sich konzentriert sein, könne sich – im Gegensatz zu Flachbewerben – nicht an anderen orientieren, erklärt Mayr: „Die Gelände sind sehr unterschiedlich, man muss sein eigenes Tempo wählen. Beim Berglauf büßt man am Ende doppelt, wenn man überzogen hat.“
Kein deklariertes Ziel mehr
Ein deklariertes Saisonziel habe sie nicht, gesteht Mayr: „So ins Blaue hineingelaufen bin ich noch nie.“ Sie bestreite Wettkämpfe nur, wenn sie gut drauf sei, entscheide spontan. Vorige Woche erst hat sie beschlossen, an der Berglauf-Europameisterschaft im Juli in Zermatt teilzunehmen.
Facharztprüfung
Was im Herbst anstehen wird, wisse sie noch nicht, hänge auch vom Beruf ab. Mayr ist Unfallmedizinerin (Orthopädie und Traumatologie) am Salzkammergut-Klinikum in Gmunden. Im September steht die Facharztprüfung an und jeder Wettkampf kostet zwei Tage, die zum Lernen fehlen. Laufen und Radfahren seien für sie optimaler Ausgleich zum Job, sagt Mayr. Einen fixen Trainingsplan gibt es seit längerem nicht mehr, Hubert Millonig coacht sie aus der Ferne. Dauer und Intensität hängen von der Tagesform ab. Manchmal stecke die Müdigkeit tief im Körper: „Da laufe ich fünf Minuten und weiß, es wird nicht mehr besser.“ Oft sei es hingegen nur geistige Müdigkeit, die sich überwinden lasse: „Es ist alles eine Kopfsache.“
Olympia kein Thema
Das eine große Ziel, das es noch zu erreichen gelte, hat Andrea Mayr nicht mehr: „Es entwickelt sich mit der Zeit. Vielleicht kommt noch etwas, auf das ich Lust habe.“ Eines weiß sie sicher: Olympia 2020 ist kein Thema. Im Sommer in Tokio bei Temperaturen um die 40 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit einen Marathon zu laufen, reizt sie nicht. „Hochleistungssport würde ich nicht als gesund bezeichnen“, räumt die Medizinerin ein, „aber es gibt sicher schädlichere Dinge“.
Im Oktober 40
Jedenfalls stelle sie an sich keine Langzeitschäden fest. Wie lange sie noch auf höchstem Niveau laufen können wird, weiß Mayr nicht. Schließlich werde sie im Oktober 40. „Ich laufe ja schon mit meinen Kindern“, amüsiert sie sich: „Ich versuche, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen und bin erstaunt und hoch erfreut, dass es mir gelingt.“
Bergläufe in OÖ
– 16. 6. Katrin-Berglauf Bad Ischl 3,8 km/943 Höhenmeter
– 19. 6. Pyhrn Priel Trophy, Spital 8,4 km/650 m
– 28. 6. Hochkönig Kumpellauf, Mühlbach 25,28 km/753 m
– 5. 7. Bergmarathon „Rund um den Traunsee“ 70 km/ 4.500 m
13. 7. Großglockner Berglauf 12,67 km/1.514 m
– 24.8. Sternsteinlauf, Bad Leonfelden 6,2 km/400 m
– 30.8. Linzer Bergmarathon 54 km/1.700 m
– 27. 9. Gislauf, Linz 7,1 km/653 Höhenmeter
Autor: Gerhard Marschall
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