„Es darf gelacht und geschmunzelt werden“
Sie sind täglich mit dem Tod und trauernden Familien konfrontiert. Wenn sie von ihrem Beruf erzählen, lautet meist die erste Frage: „Ist das nicht traurig?“ und danach folgt: „Ihr schaut gar nicht aus wie Bestatter!“. Julia und Martin Dobretsberger leiten das gleichnamige Bestattungsinstitut mit zwei Standorten in Linz. Ein KURIER-Gespräch über bunte Kleidung, besondere Musikwünsche und Kinder bei Trauerfeiern, über die Wichtigkeit der Sterbevorsorge und warum auch Fröhlichkeit im Angesicht des Todes ihren Platz hat.
Gemeinsames Leben
„Jede Feier darf immer alle Aspekte des Lebens abbilden. Es wird ja nicht die Trauer gefeiert, sondern das gemeinsame Leben.“ Martin Dobretsberger begleitet mit seinem Team rund 800 Familien pro Jahr. „Die Persönlichkeit des verstorbenen Menschen soll bei einer Verabschiedung zur Geltung kommen, es darf auch gelacht und geschmunzelt werden. Speziell ist es immer, wenn viele Kinder anwesend sind, da geht es dann lebendiger zu. Und das darf auch sein.“ Julia Dobretsberger ergänzt: „Da bringen wir dann extra Materialien für die Kinder mit, etwa Erinnerungswürfel oder Trauer-Tagebücher.“
Bereits zu Lebzeiten lässt sich in Bezug auf die eigene Trauerfeier allerhand regeln und festlegen: „Die Leute kommen zum Teil oft unsicher zu uns, genieren sich fast für ihren Wunsch, Vorsorge treffen zu wollen. Dabei ist das nur sinnvoll“, versichert Martin Dobretsberger. Manche planen mit viel Liebe sogar das kleinste Detail. Sie wollen damit ihre Angehörigen entlasten, meist seien diese auch sehr dankbar, wenn Wünsche bereits zu Lebzeiten niedergeschrieben wurden. So könne man sicher sein, nichts falsch zu machen. Viele aktualisieren dann auch jährlich Adressen, das Foto oder Musikwünsche.
Bezüglich Musik bei Trauerfeiern hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert, weiß der Unternehmer aus Erfahrung: „Die Musik ist mittlerweile oft sehr außergewöhnlich, vom Live-DJ, über Heavy Metal bis hin zu Schlager war schon alles dabei. Was früher ’Time to Say Goodbye’ war, ist heute ’Amoi seg’ ma uns wieder’ von Andreas Gabalier. Eine Verabschiedung soll die Familienverhältnisse abbilden und die Bedürfnisse der Familienmitglieder widerspiegeln. Dann ist es eine gelungene Trauerfeier.“
Bunte Kleidung
Manche wünschen sich schon zu Lebzeiten, dass bei der Bestattung nicht schwarze, sondern bunte Kleidung getragen wird. „Das ist natürlich okay, solange sich dadurch niemand unter Druck gesetzt fühlt. Vielleicht fühlt sich der eine oder die andere einfach nicht wohl mit farbenfroher Kleidung am Friedhof“, gibt Dobretsberger zu bedenken.
Hintergrund
Schon seit Jahren geht die Tendenz klar hin zu Feuerbestattungen, in Linz sind es mittlerweile sogar 80 Prozent, österreichweit rund 65 Prozent. Das liege zum einen an den niedrigeren Kosten – der Steinmetz und der Aushub des Grabes entfallen –, zum anderen an der zeitlichen Flexibilität. Eine Erdbestattung muss bis sechs Tage nach dem Tod stattfinden, mit der Feuerbestattung können sich Angehörige lange Zeit lassen, speziell dann, wenn die sterblichen Überreste bereits verbrannt und in einer Urne sind. Außerdem zieht ein Erdgrab einen wesentlich höheren Pflegeaufwand nach sich.
Wie viel eine Bestattung prinzipiell kostet, darüber geben die meisten Bestatter mit Preisbeispielen und Preisrechnern auf ihren Homepages Auskunft. Auf Zahlen will sich Martin Dobretsberger nicht festlegen: „Das wäre, wie wenn man fragt: Was kostet ein Auto?“. Es komme ganz darauf an, was gewünscht sei. „Ansonsten einfach anrufen und fragen“, rät der Experte.
Der Abschied finde nicht nur am Friedhof statt, sondern sei ein Prozess, „vergleichbar mit Liebeskummer. Es verschwindet ein geliebter Mensch aus dem Leben“, erklärt Julia Dobretsberger. Es sei sinnvoll, die Trauer in das Leben zu integrieren, speziell bei großen Festen, wie etwa zu Weihnachten: „Da kann man sich als Familie fragen: Wie schaffen wir es, der Trauer einen Raum zu geben? Das kann etwa durch einen Ort passieren, wo man während des Weihnachtsfestes immer hingehen und an den Verstorbenen denken kann.“
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