"Aktion scharf" der Polizei im Linzer Bahnhof

"Aktion scharf" der Polizei im Linzer Bahnhof
Nach mehreren Vorfällen mit obdachlosen Nordafrikanern zeigt Exekutive Präsenz.

Bei einem unangekündigten Kontrollbesuch am Donnerstagvormittag von Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter im Linzer Bahnhof präsentiert sich vor Ort die Lage angenehm ruhig. Die Reisenden können – ohne belästigt zu werden – ungehindert ihre Zugverbindungen erreichen oder entspannt in der Halle auf die Ankunft ihrer Liebsten warten. Nicht einmal Bettler sind zu sehen. Dafür fällt auf, dass in relativ kurzen Abständen immer wieder Polizisten vorbeipatrouillieren und ein wachsames Auge auf die Anwesenden haben.

"Es ist alles unter Kontrolle", sagt Pogutter sichtlich zufrieden. Seit der von Landespolizeidirektor Andreas Pilsl Anfang der Woche verordneten "Aktion scharf" scheint sich die Lage am Bahnhof ein wenig beruhigt zu haben. "Für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist es wichtig, dass wir Präsenz zeigen."

"Aktion scharf" der Polizei im Linzer Bahnhof
Flüchtlinge aus Marokko: Abdullah, Hassan Chamsdoine, Youness Hamada, PVZ Linz, OÖ
Ähnlich scheinen auch die meisten Reisenden zu empfinden. "Ich fühle mich sicher und gut beschützt", bestätigt die 79-jährige Hedwig R., die mit der Bahn zu ihrer Schwester nach Wien fahren will. Dass es in den vergangenen Wochen immer wieder Probleme mit illegal aufhältigen Nordafrikanern gegeben hat, weiß sie. Abschrecken ließ sie sich davon nicht.

Handgreiflichkeiten

Großteils junge Marokkaner, die seit Weihnachten vermehrt von Deutschland nach Österreich zurückgewiesen wurden, sollen in Linz mit Alkoholexzessen, Pöbeleien, Verunreinigungen und Handgreiflichkeiten regelmäßig Polizeieinsätze provoziert haben. Diese Gruppe besteht aus etwa 30 Personen.

"Vorfälle gab es aber nicht nur am Bahnhof, sondern auch auf der Landstraße und in der Altstadt", erklärt Pogutter. Bei den Festnahmen sind auch mehrere Beamte verletzt worden. "Die meisten der Festgenommenen haben jedoch Suizidabsichten geäußert und mussten in die Landesnervenklinik gebracht werden."

Ein Vorfall vom Mittwochabend, bei dem ein 26-jähriger Marokkaner bei einer Rauferei von einem Unbekannten mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen wurde, ist noch ungeklärt.

Donnerstagvormittag ist es im Bahnhof ruhiger. Zwar sieht man ab und zu kleinere Gruppen fremdländisch aussehender Menschen, doch die verhalten sich unauffällig. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die Tagesbetreuungseinrichtung "Drehscheibe" der Caritas für obdachlose Flüchtlinge derzeit in das 100 Meter entfernte ehemalige Postverteilerzentrum (PVZ) übersiedelt wird.

Dolmetscher attackiert

Plötzlich kommt Bewegung in die patrouillierenden Polizisten. Im PVZ soll ein Marokkaner einen Dolmetscher attackiert haben, der ihn mehrmals höflich aufgefordert hatte, sich an die Hausordnung zu halten und den Schlafraum zu verlassen. Als der Mann noch Polizisten angreift, wird er festgenommen.

"Wir wollen arbeiten, dürfen aber nichts tun", erklären Youness, Hassan und Abdullah den Frust ihres Landsmannes.

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