Bettler-Kontrollen in Linz zeigen erste Auswirkungen

Der beinamputierte Mann vor der Ursulinenkirche verhielt sich unauffällig
Bei einem Lokalaugenschein am Mittwoch waren nur wenige Bettler zu sehen.

Aggressives und organisiertes Betteln soll in den vergangen Wochen in Linz wieder deutlich zugenommen haben. Eine Einschätzung, die von der Polizei bestätigt wird: Speziell mit Bettlern aus Rumänien soll es immer wieder größere Probleme gegeben haben. Allein im Jänner und Februar hat es heuer 110 Anzeigen wegen verbotener Bettelei gegeben – im gesamten Vorjahr waren es 492.

SPÖ, FPÖ und ÖVP sehen Handlungsbedarf, die Gesetzeslage zu verschärfen. Sie machen sich für ein zeitlich begrenztes sektorales Bettelverbot in der Innenstadt stark, während Grüne und KPÖ dem nichts abgewinnen können. Ein entsprechender Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat gilt als wahrscheinlich. ÖVP-Obmann Bernhard Baier erneuerte am Mittwoch die Forderung, dass Mitarbeiter der Stadtwache auch in Zivil Bettler kontrollieren dürfen. Ein diesbezüglicher Versuch war 2013 nach nur zwei Wochen vom damaligen SPÖ-Stadtchef Franz Dobusch untersagt worden.

Kommende Woche soll zur Bettler-Problematik ein runder Tisch stattfinden. "Wichtig ist, dass endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden", betont FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wimmer. Thomas Diesenreiter von der Bettellobby OÖ warnt vor politischen Schnellschüssen: "Armut kann nicht mit sicherheitspolizeilichen Gesetzen abgeschafft werden. Wir müssen die Armut bekämpfen und nicht die Armen."

Lokalaugenschein

Als Hotspot für unliebsame Zwischenfälle mit Bettlern gilt die Landstraße. Bei einem Lokalaugenschein Mittwochmittag ist von Bettlern dort nur wenig zu sehen. Vielleicht liegt es am Wetter – es nieselt. Vor der Ursulinenhof-Kirche sitzt ein beinamputierter Mann im Rollstuhl. Am Boden liegt eine Kopfbedeckung – ab und zu werfen Vorbeigehende Münzen hinein, dafür bedankt er sich.

Die Mühlviertler Schwestern Lisa und Katharina erzählen, dass sie vor einem China-Restaurant am Hauptplatz von einer ausländischen Bettlerin beschimpft worden seien, weil sie kein Geld geben wollten. "Die war richtig ungut", sagt Lisa.

Am Würstelstand am Taubenmarkt steht Martin R. und wundert sich: "Seit gestern ist es ungewöhnlich ruhig – sicher, weil die Polizei mehr kontrolliert." Gerald V., 46, erzählt, dass er Bettlern Lebensmittel angeboten habe, diese aber abgelehnt hätten. "So dreckig dürfte es denen nicht gehen." Und Günther Moik aus Tirol sagt, dass er kurz vorher von einer Frau mit Kind angestoßen worden sei: "In Innsbruck hat man das besser im Griff."

Doch auch Heinz V., der die Obdachlosenzeitung Kupfermuck’n anbietet, sieht sich als Opfer: "Seit die Bettler aggressiver sind, mache ich weniger Geschäft."

Kommentare