Schlusslicht OÖ: Nirgends gibt es so wenige Kassenärzte und -ärztinnen
Lange Wartezeiten auf OPs werden als belastend empfunden.
Es ist eine üppige Datensammlung zum oberösterreichischen Gesundheitssystem - für alle interessierten Personen frei zugänglich. Soeben präsentierte die Arbeiterkammer (AK) OÖ ein so genanntes Dashboard, auf dem verschiedene Parameter eingesehen und verglichen werden können.
"Die Menschen haben ein subjektives Empfinden unser Gesundheitssystem betreffend. Nun gibt es die objektive Basis dazu, die sich jeder ansehen kann", sagt AK OÖ-Präsident Andreas Stangl.
Die ersten Erkenntnisse, die sich auf dem Datensalat ziehen lassen, sind durchaus ernüchternd:
- 2023 gab es in OÖ nur mehr 67 Kassenärztinnen und -ärzte auf 100.000 Einwohner. Damit ist OÖ Schlusslicht im Bundesländervergleich. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 75 Ärztinnen auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: 2017 kamen hierzulande noch 76 Ärzte auf 100.000 Einwohnerinnen.
- Mit 1. Juli 2025 hat OÖ 47 offene Kassenarztstellen zu verzeichnen. 2018 waren nur 19 Stellen frei, diese Zahl hat sich also mehr als verdoppelt.
- Was die stationäre und ambulante Versorgung im Krankenhaus betrifft liegt OÖ laut AK-Dashboard im unteren Drittel.
- Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem sinkt weiter. Aktuell seien 44 Prozent der befragten AK-Mitglieder mit der Versorgung zufrieden, das ist eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte.
Lange Wartezeiten auf Operationen
"Von der Champions League sind wir im Gesundheitssystem weg entfernt", sagt Präsident Stangl. Jene Themen, die am häufigsten bei der AK landen, seien das Fehlen von Hausärztinnen und die langen Wartezeiten auf Operationen.
"Das ist untragbar. Menschen zahlen ihre Versicherungsbeiträge und finden dann keinen Hausarzt oder müssen monate- oder sogar jahrelang auf Operationen warten", ärgert sich Andreas Stangl. Er kenne konkrete Fälle von Betroffenen, die ihre Jobs verloren haben, weil sie nicht voll einsatzfähig waren, die Knie-OP aber in weiter Ferne war.
Positiv sei die Entwicklung bei den Primärversorgungseinheiten (PVE). Mit Oktober sind in ganz Oberösterreich bereits 19 PVE-Modelle in Betrieb, bis 2030 sind 14 weitere geplant.
Die Forderungen der AK an die Landespolitik und die ÖGK lauten unter anderem: Offene Kassenarztstellen dringend nachbesetzen, ein Rechtsanspruch auf die Versorgung durch eine Allgemeinmedizinerin, Wartezeiten auf OPs verkürzen, bessere Arbeitsbedingungen für den Gesundheits- und Pflegebereich.
Auf die Expertenkommission, die jene Vorfälle rund um die tote Patientin aus Rohrbach aufarbeiten soll, ist AK-Präsident Stangl nicht gut zu sprechen: "Wer in dieser Kommission vertritt die Interessen der Patienten und Patientinnen? Ich bin nicht zuversichtlich, dass da was Sinnvolles rauskommt"
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