4 Kuckuckskinder: "Bin gebrochener Mann"

4 Kuckuckskinder: "Bin gebrochener Mann"
Der Oberösterreicher Albert S. über das Ende einer großen Liebe, DNA-Tests und die neue Frau in seinem Leben.

Der 48-jährige Albert S. aus dem Bezirk Steyr-Land lebte 21 Jahre lang in dem Glauben, er sei der leibliche Vater aller vier Kinder seiner Lebensgefährtin - ein Irrglaube, wie sich jetzt herausstellte. Der KURIER traf S. zum Interview.

KURIER: Alle vier Kinder sind nicht von Ihnen. Haben Sie den Schock dieser Nachricht schon überwunden?
Albert S.:
Nein. Ich liege nach wie vor sehr oft weinend im Bett. Ich hab' immer geschaut, dass es meiner Familie gut geht. Ich hab' Tag und Nacht wie ein Verrückter gearbeitet, damit das Geld für uns reicht. Wie hat mir meine ehemalige Lebensgefährtin das nur antun können?

Sie haben nie geheiratet?
Nein, wir haben uns vor mehr als 20 Jahren in Tirol kennengelernt. Wir waren beide auf Saison. Regina war meine große Liebe. Ich wollte mit ihr gemeinsam alt werden, auch ohne Hochzeit. Und jetzt? Ich werde bald 49, mein Leben ist gelaufen, ich bin ein gebrochener Mann. Ich hätte ihr sogar verziehen, wenn nur ein Kind nicht von mir gewesen wäre. Aber gleich alle vier, das tut so weh. 2007 ist sie dann eh davongelaufen. Sie hat wohl die ganze Lügerei nicht mehr ausgehalten.

Wie haben Sie herausgefunden, dass Sie nicht der leibliche Vater sind?

Ich hab' meinen 22-jährigen Sohn besucht. Ich weiß noch genau den Tag. Es war am 16. November 2010. Ich wollte mit ihm etwas besprechen. Da hat mir die Regina gesagt, ich soll gehen, weil mich das sowieso nichts angeht. Sie hat gewisse Andeutungen gemacht.

Und dann?

Hab' ich zwei DNA-Tests machen lassen. In Linz und in Wels. Das Ergebnis war, dass mein 22-jähriger Sohn nicht von mir ist. Da hab' ich weitere DNA-Tests machen lassen. Und nun weiß ich ganz sicher, dass es lauter Kuckuckskinder sind.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer ehemaligen Lebensgefährtin?
Nein, mir ist egal, was sie treibt. Was mir halt abgeht, ist ihr Essen. Sie hat immer sehr gut gekocht. Das sieht man auch (lacht). Wichtig sind mir nur die Kinder. Ich hab' ja sonst niemanden. Die Kinder bedeuten mir alles. Die beiden jüngeren haben geweint, als sie erfahren haben, dass ich nicht ihr Vater bin.

Wie ist momentan der Kontakt zu den Kindern?
Ich sehe vor allem meine 15-jährige Tochter und meinen 13-jährigen Sohn regelmäßig. Wer weiß, wie lange ich das noch darf. Wenn die beiden bei mir sind, hat mein Leben wieder Sinn. Trotzdem, ich wollte immer eigene Kinder haben. Dieser Traum ist brutal zerstört worden.

Für eigene Kinder ist es noch nicht zu spät.
Damit die Leute sagen, "Schau, da kommt der Opa mit seinem Enkel"? Außerdem ist das Thema eigene Kinder für mich erledigt.

Warum?
Ich hab' vor fünf Wochen einen Test machen lassen. Ich bin zeugungsunfähig. Das war der nächste Tiefschlag für mich.

Wie schaut es mit einer neuen Beziehung aus?
Ja, ich hab' eine Frau kennengelernt, mit der ich mich gut verstehe. Aber die wohnt in Norddeutschland, 850 Kilometer von mir entfernt. Das ist auch nicht so einfach.

Wegziehen wollen Sie nicht?

Nein, ich bleibe hier, wegen der Kinder. Ich habe mich immer um sie gekümmert, ich werde mich auch in Zukunft um sie kümmern.

Prozess gegen 73-jährigen Nebenbuhler

Albert S. (48) lebte 21 Jahre lang in dem Irrglauben, alle vier Kinder seiner Lebensgefährtin seien von ihm. Wer tatsächlich der Vater ist, ist bei drei Kindern noch unklar. Erwiesen ist nur, dass ein 73-jähriger Pensionist Vater des 22-jährigen Sohnes ist. S. fordert von diesem Mann, der im gleichen Ort im Bezirk Steyr-Land lebt, auf gerichtlichem Weg 72.000 Euro zurück. "Ich hab' schließlich jahrelang alles bezahlt."
Die Klage wurde Ende Juli beim Bezirksgericht Weyer eingebracht, am 11. Oktober gab es die erste Verhandlung. "Der Angeklagte muss zahlen, da bin ich mir ganz sicher", sagt Christoph Rogler, S.'s Rechtsanwalt. Was den Juristen aus Steyr besonders stört? "Obwohl eindeutig feststeht, dass der Mann der leibliche Vater ist, will er überhaupt nichts zahlen." Außerdem empört Rogler die Tatsache, dass der 73-Jährige am vergangenen Wochenende mit 200 Gästen groß Goldene Hochzeit gefeiert hat. Rogler: "Das gehört sich in so einer Situation einfach nicht."

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