Zwettls WK-Obfrau: „Mein Ziel war diese Führungsposition“

Zwettls WK-Obfrau: „Mein Ziel war diese Führungsposition“
Anne Blauensteiner, 53, ist seit 1. Februar die neue Bezirksobfrau der Wirtschaftskammer Zwettl.

KURIER: Frau Blauensteiner, Sie sind seit 1. Februar Obfrau der Wirtschaftskammer (WK) Zwettl und die erste Frau an der Spitze der Bezirksstelle. War das immer Ihr Ziel?

Anne Blauensteiner: Ja, ich hab’ als Bezirksvertreterin von „Frau in der Wirtschaft“ 2011 begonnen und Freude dabei, auf Unternehmer zuzugehen und ihre Leistungen ins Licht zu rücken. Immer öfter habe ich den bisherigen Obmann Dieter Holzer bei seiner Tätigkeit unterstützt. Es war mein Ziel, irgendwann diese Führungsposition zu übernehmen und Vorbild für Frauen zu werden. Man macht sich natürlich so seine Gedanken, ob in einer Männerdomäne die Zeit schon reif ist.

Sie sind Unternehmensberaterin, Mutter zweier Töchter, Gemeinderätin, seit wenigen Tagen Bezirksobfrau und Kandidatin auf der ÖVP-Liste für die Europawahl. Wie bekommen Sie alle Aufgaben unter einen Hut?

Meine beiden Töchter sind schon erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Natürlich brauche ich jetzt ein gutes, digitales Zeitmanagement und viel Flexibilität in meinem Beruf. Kulturelle Termine kommen nun schon etwas zu kurz.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Aufgabe als Bezirksobfrau gesteckt?

Bei meinen Betriebsbesuchen möchte ich die Probleme der Unternehmer aufgreifen und zielorientierte Lösungen – auch mit unseren Experten – anbieten. Gerade im Handel ist das Online-Geschäft ein Problem. Kunden bestellen sogar schon das Klopapier über das Internet. Wichtig ist Bewusstseinsbildung. Geht die Kundenfrequenz in unseren schönen Innenstädten zurück, nimmt auch die Lebensqualität ab. Wir müssen alles dafür tun, dass die Geschäfte erhalten bleiben.

Wie können die Geschäftsleute überleben?

Die digitalen Medien können auch den Kaufleuten in unserer Region helfen, um neue Kunden anzusprechen. Es gibt schon jetzt mehrere Unternehmer, die viele Aktivitäten setzen und diese über das Web bewerben, um Leute in ihr Geschäft zu locken.

Viele Unternehmer suchen verzweifelt Fachkräfte. Ist die Abschiebung von integrationswilligen Flüchtlingen nicht kontraproduktiv?

Bis 2030 werden alleine im Bezirk Zwettl rund 3700 Fachkräfte fehlen. Daher bin ich überzeugt, dass wir eine intelligente Zuwanderungspolitik brauchen. So lässt sich der Fachkräfte-Mangel in den nächsten Jahren zumindest abfedern. Darüber hinaus muss die Lehrlingsausbildung weiter forciert werden.

Sehen Sie die mögliche Waldviertel-Autobahn als Allheilmittel für die regionale Wirtschaft?

Eine Autobahn alleine wird nicht ausreichen, da sonst der Rest der Region ausblutet. Mehrere Bundesstraßen sind schon gut ausgebaut, wie von Krems bis Zwettl. Aber es besteht noch Nachholbedarf etwa in Richtung Pöggstall. Auch der Breitbandausbau muss noch zügig voranschreiten.

Warum kandidieren Sie auch noch für die Europawahl?

Ich unterstütze unseren ÖVP-Spitzenkandidaten Othmar Karas. Gleichzeitig ist mir eine proeuropäische Stimmung wichtig. Uns muss bewusst werden, dass die EU schon viel für Österreich getan hat. Zuletzt sind viele Fördermillionen – auch regional – in unsere Projekte geflossen.

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