Zwettl: Nostalgiezug am Abstellgleis

Zwettl: Nostalgiezug am Abstellgleis
Der Zwettler Lokalbahnverein kann sich die hohe Miete der ÖBB-Gleise nicht mehr leisten. Eine Hilfe ist nicht in Sicht.

Zehn Jahre lang haben die Mitglieder des Lokalbahnvereins Zwettl den Großteil ihrer Freizeit dafür genützt, ihre angekaufte Dampflokomotive und mehrere historische Waggons in tausenden Arbeitsstunden zu restaurieren. Obwohl der Zug jetzt endlich startbereit wäre, muss er in der Remise bleiben. Denn der Verein kann sich die drastisch gestiegenen Kosten für das Befahren der ÖBB-Geleise nicht leisten.

Der Hintergrund ist das Abmontieren der Waldviertler Bahn: Die Strecke von Schwarzenau bis Waldhausen wird seit Dezember 2010 nur noch wochentags für den Güterverkehr genützt. Will man am Wochenende fahren, muss man etwa das Personal für den Bahnhofsbetrieb zukaufen. Weit kommt man trotzdem nicht. Das restliche, 20 Kilometer lange Teilstück von Waldhausen bis Martinsberg ist gänzlich stillgelegt, was den Obmann Thomas Anton ärgert.

Traum

"Es war unser Traum, Sonderfahrten zu organisieren und den Leuten ein historisches Fahrerlebnis zu bieten. Doch jetzt können wir nichts tun", sagt Anton, der sauer klingt. Er hat zwar für den stillgelegten Streckenabschnitt ein Kaufangebot der ÖBB erhalten, doch finanziell ist das für seinen Verein nicht bewältigbar.

"Um 705.890 Euro plus Mehrwertsteuer gibt es eine marode Bahninfrastruktur, die erst wieder in Schuss gebracht werden muss", erklärt der Obmann. Auch die Streckenmiete am Wochenende sei zu teuer. "Die Tagesgebühr beträgt inklusive Bahnhofsaufsicht zwischen 5000 und 10.000 Euro", sagt Anton. Er würde sich freuen, wenn er zumindest um die Selbstkosten fahren könnte. Bisher sei sein Nostalgiezug erst einmal - im August 2010 - unterwegs gewesen.

"Es wäre ein tolles Signal, wenn von der ÖBB mehr Unterstützung kommen würde", hofft Anton, der bereits Tausende Euro in den Zug und in die Freiluftwerkstatt inklusive Hebebühne investiert hat. Doch die ÖBB zeigen auf Anfrage des KURIER keine Kooperationsbereitschaft. "Wir haben kein Interesse, solche Projekte zu unterstützen", sagt ÖBB-Pressesprecher Martin Brunnmayr. Auch die NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) winkt ab. "Die Strecke war im Dezember bei der Übernahme durch das Land NÖ nicht dabei. Sie gehört noch der ÖBB", sagt NÖVOG-Sprecherin Brigitta Pongratz. Daher sei "sie nicht unser Thema."

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