„Zustände wie in Entwicklungsländern erlebt“

„Zustände wie in Entwicklungsländern erlebt“
Prozess – Behörden erheben schwere Vorwürfe gegen Chemie-Konzern GAT

Ist das in Ebenfurth (Bez. Wiener Neustadt) beheimatete agrochemische Unternehmen GAT schuldig, jahrelang das Grundwasser der benachbarten Marktgemeinde Pottendorf (Bez. Baden) mit Pestiziden verschmutzt zu haben? Damit beschäftigte sich gestern ein Schöffensenat am Wiener Neustädter Landesgericht.

Die Staatsanwaltschaft wirft Firmengründerin, Miteigentümerin und Geschäftsführerin Barbara G. (53) die Straftaten der „vorsätzlichen Gemeingefährdung“ und der „vorsätzlichen Beeinträchtigung der Umwelt“ vor. Strafrahmen: Bis zu zehn Jahre Haft.

Die Angeklagte betonte, nach einem Rohrbruch auf dem Firmenareal 2004 alles getan zu haben, um die Folgen zu bereinigen. Damals sollen 27 toxische Pestizide ins Grundwasser gelangt sein, die erst sechs Jahre später entdeckt wurden. „Seit dem Zwischenfall haben wir rund eine Million Euro in die Sanierung investiert“, so G. Betroffenen in Pottendorf wurden Wasseranschlüsse bezahlt – freilich mussten sie dabei eine Verzichtserklärung für weitere Ansprüche unterzeichnen. Das ist dem Privatbeteiligten-Vertreter zu wenig. Er fordert für seine Mandanten bis zu 140.000 Euro für die Wertminderung der Grundstücke.

Johann Kohl von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erhebt schwere Vorwürfe gegen die GAT. „Toxische Substanzen wurde im Freien gelagert, die Hallen waren überfüllt. Das war schlichtweg katastrophal. Solche Zustände erwartet man in Entwicklungsländern.“ Untermauern konnte er die Anschuldigungen mit zig Fotos, die im Rahmen einer Hausdurchsuchung 2007 entstanden sind. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch auf diesem Weg krebserregende Substanzen ins Grundwasser gelangten.“ Der Prozess wurde vertagt.

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