Zorn, weil Uhrendiebe freigelassen wurden

Mahr (links) mit weiteren Geschädigten vor seinem Unternehmen
Staatsanwaltschaft rechtfertigt sich.

Den 12. September wird Maria K. aus Melk lange nicht mehr aus ihrem Gedächtnis streichen können. Die Pensionistin war zuhause, als sie verdächtige Geräusche vernahm. Als die 81-Jährige ins Wohnzimmer ging, sah sie drei Gestalten, die in Kästen herumgewühlt hatten. Die Täter waren fündig geworden. Sie hatten vier Uhren im Wert von 40.000 Euro und Bargeld an sich gerafft und flüchteten aus dem Haus.

Die Pensionistin alarmierte die Polizei, die die Verdächtigen schnappen konnte. Zwei der Beschuldigten legten ein Geständnis ab, der dritte leugnete die Tat. Bis dahin war für die Beamten noch alles Routine, doch was danach folgte, trieb den Fahndern die Zornesröte ins Gesicht. Denn nachdem der Staatsanwaltschaft St. Pölten der Sachverhalt geschildert wurde, entschied diese, dass Männer wieder freizulassen sind.Eine der Gründe für diese Entscheidung war, dass es sich bei der Tat um einen Diebstahl und keinen Einbruch gehandelt hatte. Die Terrassentüre war angelehnt und nicht verschlossen, deshalb mussten sich die Täter nicht mit Gewalt Zutritt verschaffen. "Zudem handelt es sich bei den Beschuldigten um EU-Bürger und es spielt natürlich immer auch eine Rolle, ob sie vorbestraft sind oder nicht. Alle diese Fakten wurden abgewogen, dann hat der zuständige Journalstaatsanwalt diese Entscheidung getroffen", sagt Karl Wurzer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten

Unterschiedliche Rechtssysteme

Kopfschütteln herrscht auch in Hagenbrunn im Bezirk Korneuburg. Vor zwei Jahren wurde bei mehreren Unternehmen eingebrochen. Unter anderem wurde ein Lastwagen gestohlen, in den das Diebesgut eingeladen und dann in die Slowakei gebracht wurde. "Der Schaden hat bei mir damals rund 30.000 Euro betragen", sagt Gernot Mahr, einer der Unternehmer. Kurze Zeit später konnten die mutmaßlichen Täter gefasst und ein Teil des Diebesgutes retourniert werden. Verfahren eingestelltAm Dienstag hat Mahr dann einen eingeschriebenen Brief aus der Slowakei erhalten: "Darin steht, dass das Verfahren aufgrund der Aussagen der Beschuldigten eingestellt wird", sagt Mahr. Dabei ist der Hauptverdächtige laut Mahr drei Monate vor dem Diebstahl in Korneuburg im Gefängnis gesessen. "Ich finde es unerhört, dass die offensichtlichen Täter nicht mal vor Gericht gebracht werden. Das scheint in der Slowakei häufiger zu passieren."

Gernot Braitenberg-Zennenberg, Vizepräsident des Landesgerichts Korneuburg, kann den Vorwurf nicht nachvollziehen: "Generalisierend zu sagen, dass bestimmte Nachbarländer lasch mit Straftätern umgehen, dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt Europa-weit einfach verschiedene Strafsysteme." Wiederholungstäter gäbe es dennoch viele, die immer wieder zuschlagen.

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