Wut statt Weihnachtsfriede in der Shopping City Süd
"Das ist unzumutbar. Wir sind nicht nur Mitarbeiter, wir sind eigentlich die besten Kunden", ärgert sich Daniel. Vor einer Woche hat das Management der Shopping City Süd für rund 7000 Parkplätze eine maximale Parkdauer von vier Stunden verordnet. Diese gilt für Pendler aber auch für dauerparkende Mitarbeiter – der KURIER berichtete. Seither gehen die Wogen hoch. "Die Stimmung ist sehr schlecht", sagt Verkäuferin Sarah. Ihre ganzen Namen wollen die Mitarbeiter aus Angst um ihren Job nicht preisgeben.
Vor Weihnachten und danach jeden Samstag, Fenstertag sowie in den Ferien müssen die Angestellten auf Randplätze, etwa hinter dem Multiplex oder bei der Pyramide Vösendorf, ausweichen. Bei Missachtung wurde mit einer Besitzstörungsklage gedroht. Ziel der Aktion ist es, vor allem Pendler von den Parkplätzen fernzuhalten – und den Kunden die besten Stellplätze zu garantieren, heißt es von Centermanager Anton Cech.
Viele der angestellten Frauen berichten von Angst, im Finstern alleine über den nach Geschäftsschluss verwaisten Parkplatz zu ihren Autos zu gehen. "Ich lade den Herrn Cech gerne ein, dass er mit uns am Abend dort spazieren geht", ärgert sich eine Mitarbeiterin. "Die Parkplätze sind nicht ausreichend beleuchtet." Zuletzt seien manche Lampen am Pyramiden-Parkplatz sogar ausgefallen. Auch versprochene Securitys würden fehlen. Verkäuferin Eva ärgert vor allem der Umgang mit den Mitarbeitern: Ihr sei nämlich angeboten worden, um 120 Euro einen Parkplatz in der Nähe ihres Shops zu mieten.
Kunde ist König
"Jede Änderung ist natürlich schwierig", versteht Cech den Ärger. Zwar seien auch Mitarbeiter Kunden, doch der externe Shopper sei für den Erfolg des Standortes verantwortlich. Er müsse zufrieden sein, um nicht zur Konkurrenz abzuwandern. Die Kritik der Angestellten versteht er nicht ganz. Acht Securitys würden sämtliche Parkplätze überwachen, auch die Beleuchtung sei verbessert worden. "500 Mitarbeiter halten sich schon an die Regelung", zieht Cech nach einer Woche Bilanz. Gestraft wurde nicht. "Das will ich auch nicht."
Während manche Mitarbeiter dafür Verständnis zeigen, halten andere einen Shopping-Streik für gerechtfertigt. "Wir müssen dort nicht einkaufen", ist der Tenor. Auch Beschwerden bei der Arbeiterkammer gibt es. Aktuell laufen Gespräche zwischen AK, Gewerkschaft und Management. "Wir schauen, dass es eine für die Mitarbeiter annehmbare Lösung gibt", sagt Gewerkschafter Manfred Wolf. Ein neues Parkplatzkonzept sei im Gespräch.
Shoppen am Sonntag – in Tourismusgebieten wird das vom Gesetzgeber erlaubt, genutzt wird die Möglichkeit eher vereinzelt. Anders in Baden bei Wien: Fast 50 Geschäfte haben an den Adventsonntagen geöffnet – von der Buchhandlung über Boutiquen bis zur Drogerie.
Die Kurstadt mit dem etwas angestaubten Image will eine Vorreiterrolle einnehmen. "Dass das aktiv fürs Stadtmarketing genutzt wird, ist neu", meint auch Karl Ungersbäck von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer NÖ. Aber reichen sechs Einkaufstage nicht aus? Carmen Jeitler-Cincelli, Stadtmarketing-Chefin und ÖVP-Wirtschaftsstadträtin erklärt: "Mit den Sonntagen haben die kleinen, spezialisierten Geschäfte in der Innenstadt einen Vorteil gegenüber den großen Ketten."
Deshalb habe man versucht, diesmal so viele Betriebe wie möglich ins Boot zu holen. Einzelne Inhaber haben die Möglichkeit zur Sonntagsöffnung auch in Baden schon in den vergangenen Jahren genutzt. Heuer allerdings hat in den Fußgängerzonen der Innenstadt die überwiegende Zahl der Geschäfte geöffnet.
Selbst im Geschäft
"Wir müssen halt selber im Geschäft stehen", ergänzt Michaela Ziegler, Betreiberin der Badener Boutique "Lads and Lasses". Die Öffnungszeitenverordnung erlaubt in Tourismusorten zwar generell, an Sonntagen zwischen 8 und 20 Uhr aufzusperren – würden Angestellte arbeiten, wäre das aber eine Verwaltungsübertretung. Vertreten lassen können sich die Inhaber praktisch nur durch Familienmitglieder.
Beim Badener Stadtmarketing sieht man die Sonntagsöffnung vor Weihnachten auch in Kombination mit der Adventmeile. "Das Angebot für unsere Besucher wird so noch einmal erweitert", meint Jeitler-Cincelli.
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